- Kultur
- Buchmesse Frankfurt/Main
Auf immer und ewig
Kathrin Schärers Fabel über den Traum - und Fluch - der Unsterblichkeit
Sich so unbefangen wie ein Vorschulkind ins Leben zu stürzen, wer wollte das nicht auch noch einmal? Keiner wünscht so einem ungestümen Welteroberer, dass er allzu früh mit dem Tod konfrontiert werde. Doch die Erfahrung, dass überall, wo ein Anfang ist, auch ein Ende lauert, bleibt auf Dauer nicht aus.
Kathrin Schärer: Der Tod auf dem Apfelbaum.
Atlantis beim Orell Füssli Verlag. 36 S., geb., 14,95 €.
Kathrin Schärer hat ein leichtfüßiges Buch geschaffen über den alten Wunsch, unsterblich zu sein - ein Wunsch übrigens, dessen Erfüllung die Wissenschaft immer näher kommt. Schärer, die ihre Fabel selbst illustriert hat, erzählt von einem alten Fuchs, vor dem sich niemand mehr fürchtet. Die Äpfel werden ihm von den Vögeln wegstibitzt, bis er hungern muss. Aber einmal geht ihm ein Tier in die Falle: ein Wiesel, das um Gnade fleht. Die gewährt ihm der Fuchs, denn das Wiesel kann zaubern und erfüllt ihm einen Wunsch.
So wirbelig-wuschelig, wie Kathrin Schärers Bilder sind, so poetisch ist ihre Sprache. Und so »wispert und summt und fistelt und brummt« das Zaubertier, »es zischelt und mischelt Blätter und Äste wirbelnd durch die Luft« - bis es den Willen des Fuchses erfüllt hat, dass fortan alle Räuber kleben bleiben in »seinem« Apfelbaum. Als dann der Tod kommt, um den listigen Fuchs zu holen, bittet der um einen letzten Apfel. Also steigt der Tod in den Baum - und bleibt kleben.
So wird der Fuchs unsterblich, sieht seine Kinder alt werden, seine Freunde sterben. Er selbst darf, muss bleiben, »auf immer und ewig«, wird gebrechlich darüber und gram. Wie es ausgeht, verraten wir nicht. Nur das Zitat des Palliativmediziners Gian Domenico Borasio, das dem Buch vorangestellt ist, sei noch erwähnt: »Menschen«, heißt es da, »suchen immer nach Sicherheit. Aber die einzige Sicherheit im Leben ist, dass wir sterben werden. Da könnte es doch hilfreich sein, das Leben aus der Perspektive dieser einen Sicherheit zu betrachten.«
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.