Ausgeflirtet
MEINE SICHT
Für die Berliner Grünen wird das kommende Wahlkampfjahr hart. Sie wollen, und das ist die eindeutige Botschaft des vergangenen Landesparteitages, wieder zurück zu dem, was vor der Erfindung der Großen Koalition mal ihre Kernthemen waren. Moderne Familienpolitik, saubere Gewässer, Radwege so breit wie achtspurige Stadtautobahnen und Humanismus, sprich, eine Flüchtlingspolitik, die die Würde des Menschen in den Mittelpunkt rückt und nicht das Wegverwalten von Zahlen bedeutet. Mit einem potenziellen Koalitionspartner wird das hart zu kriegen sein. Denn hier fängt die verspielte Romanze mit der CDU an, zur lästigen Diskussion über die Grundwerte einer ernsthaften Beziehung zu werden. Alles Rangewanze des CDU-Generalflirtmeisters Kai Wegner verpuffte, als er letzte Woche erfahren musste, dass er es im Wahlkampf nicht mit einer heißen Umweltaktivistin zu tun haben wird, sondern gleich mit mehreren. Ökopolyamorie: zu viel für das konservative Herz. Zitat: »Zu viert lässt sich prima Doppelkopf spielen (wie süß), aber keine Partei in einen Wahlkampf führen.« Für die Christdemokraten ist das, was die Grünen da abgeben, einfach zu »unscharf« (Wegner). Dabei müssen sich aber auch die Berliner Grünen langsam bewusst werden, mit wem sie da am Ende des Abends nach Hause gehen wollen. In der vergangenen Plenarsitzung riss sich die Union endlich die langweilige Maske des Wertekonservatismus vom Gesicht und zeigte die menschenverachtende Fratze, die wohl nötig scheint, um ganz sicher zu gehen, dass die AfD nichts mehr reißen wird.
Unschärfer darf es für die Grünen nicht mehr werden. Mit einer Berliner CDU, die im Zusammenhang mit Flüchtlingen etwas von »Flut« faselt, sollte schon vor dem ersten Date Schluss sein.
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