Weltraum-Wetterfrösche
Europäisches Frühwarnsystem für Sonnenstürme
Göttingen (dpa/AFP/nd). Ein neues europäisches Frühwarnsystem für Weltraumwetter soll Millionenschäden an Satelliten oder Stromnetzen verhindern helfen. Astrophysiker der Universität Göttingen stellten in dieser Woche ein Modell vor, das sie gemeinsam mit weiteren deutschen Forschungseinrichtungen und Firmen sowie Wissenschaftlern aus den USA, Belgien, Norwegen sowie der Ukraine entwickelt haben.
Damit könne nach Eruptionen auf der Sonne frühzeitig vorausgesagt werden, ob und mit welcher Intensität Sonnenstürme die Erde treffen, sagte der Göttinger Projektleiter Volker Bothmer. Stromnetze könnten abgeschaltet oder andere Maßnahmen ergriffen werden, um Schäden zu verhindern.
Sonnenstürme hatten zum Beispiel 2003 zu einem mehrstündigen Stromausfall in Schweden, einem Ausfall des europäischen Flugradars und zur Streichung zahlreicher Flüge in den USA geführt. Der rund 390 Millionen Euro teure japanische Erdbeobachtungssatellit »Midori 2« ging verloren.
Das neue Weltraumwetter-Frühwarnsystem könne helfen, solche Schäden zu vermeiden, sagte Astrophysiker Bothmer. Nach Eruptionen auf der Sonne werden die Daten aktueller Weltraummissionen und von Satelliten in Echtzeit analysiert. Das System berechnet daraus Stärke, Richtung, Geschwindigkeit und Verlauf von Sonnenstürmen und die zu erwartenden Folgen auf der Erde. »Es sind sehr präzise Vorhersagen möglich«, sagte Bothmer.
Die Sonne sendet permanent einen »Wind« aus elektrisch geladenen Teilchen aus, der allerdings in seiner Stärke schwankt. Im elf Jahre dauernden Sonnenzyklus gebe es rund 10 000 Sonnenstürme, sagte Bothmer. »Davon kommen etwa 40 auf der Erde an.« Diese Stürme mit ihren energiereichen Teilchen können die 150 Millionen Kilometer große Entfernung schnellstenfalls in einem halben Tag zurücklegen, sagte der Forscher. Zumeist dauere es aber deutlich länger. Die Weltraumwetterprognose dagegen könne schon eine Stunde nach Auftreten eines Sonnensturms gestellt werden. Die generelle »Großwetterlage« kann für etwa ein bis zwei Wochen im Voraus beurteilt werden.
Die Entwicklung des Frühwarnsystems hat rund 2,5 Millionen Euro gekostet. Der Großteil des Geldes stammt aus EU-Mitteln. Schon jetzt sind die Frühwarnungen im Internet einzusehen (»www.affects-fp7.eu«).
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