Kind der CDU

Rudi Pawelka ist Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien

  • Velten Schäfer
  • Lesedauer: 2 Min.

Vor etwa zehn Jahren herrschte helle Aufregung in der südwestpolnischen Woiwodschaft Dolnoslaskie, zu deutsch Niederschlesien: Unbekannte stellten bei Nacht und Nebel immer wieder Holzkreuze auf. Erst nach etwa 700 Kreuzen stellte sich heraus, wer hinter der Aktion steckte: Aktivisten der »Schlesischen Jugend« wurden inflagranti ertappt. Der damalige Schlesierjugendchef Christoph Wylezol brüstete sich anschließend mit der Aktion - auch damit, wie sich seine Aktivisten illegal »über die Grenze abgesetzt« hätten.

Wie polnische Medien darauf reagierten, lässt sich ausrechnen. Doch seitens der immerhin weitgehend steuerfinanzierten Mutterorganisation war auch bei einem größeren Eklat kein Ärger zu erwarten. Der Schlesischen Landsmannschaft saß seit 2000 Rudi Pawelka vor, der die Provokateure noch ausdrücklich belobigt haben soll.

Der 1940 im damaligen Breslau geborene Polizeidirektor a.D. vertritt die ganz alte Schule des deutschen Landsmannschaftswesens. Er ist Vorsitzender einer »Arbeitsgemeinschaft Deutscher Zwangsarbeiter«, mit der »Preußischen Treuhand« erhob er gegenüber Polen »Entschädigungsforderungen«, was damals selbst Erika Steinbach zu weit ging. Klar rechts von der BdV-Chefin positionierte sich Pawelka jüngst auch bei deren Lieblingsprojekt: Das überarbeitete Konzept des »Zentrums gegen Vertreibungen« kritisierte Pawelka vergangenes Jahr als Anbiederung. Fakten, schrieb er in der rechten »Jungen Freiheit«, würden verfälscht, um die Vertreibung als Kriegsfolge darzustellen. Aus seiner Optik ist das ein »vorgegebenes« Ergebnis. Bis heute wird in BdV-Kreisen gerne geglaubt, eine »Vertreibungsabsicht« habe schon lange vor dem Krieg existiert.

So wild das alles klingt: Gebildet und bewahrt hat sich Pawelka seine Weltanschauung nicht am Rande des politischen Spektrums, sondern im Herzen der Union: Seit 1971 ist er CDU-Mitglied, von 1975 bis 1990 war er Vorsitzender eines CDU-Ortsverbandes in Leverkusen, wo er auch lange für die Christdemokraten im Stadtrat saß. Das ist das eigentlich Bemerkenswerte am Werdegang dieses Unverbesserlichen.

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