Atomforschung und Energiewende
Die atomare Katastrophe von Fukushima hat die Notwendigkeit für einen Atomausstieg erneut vor Augen geführt. Das Forschungs- und Entwicklungsprogramm des Karlsruher Instituts für Technologie (KIT) spielt dabei eine zentrale Rolle. Ein Gutteil des Programms hängt mit Kernspaltung und – was weniger bekannt ist – mit Kernfusion zusammen. Die Führung des KIT hatte sich für die Laufzeitverlängerung stark gemacht.
Wie aber kann angesichts dieses Beharrungsvermögens und der Finanzierungsprobleme – bereits jetzt hat KIT als Zusammenschluss der Universität und des (Kern)Forschungszentrums ein erhebliches Defizit – ein glaubwürdiger Beitrag zur Energiewende geliefert werden? Eine wirkliche Energiewende kann nur mit drastischen Änderungen des Forschungsprogramms auch am KIT erreicht werden. Während der Traum von einer neuen Generation von »sicheren« Kernspaltungsreaktoren ad acta gelegt werden kann, muss auch das leere Zukunftsversprechen Kernfusion, also die Nachahmung der Sonnenenergie als unerschöpfliche Energiequelle, beerdigt werden.
Das KIT kann jedoch zu einem erfüllbaren Zukunftsversprechen beitragen, indem es die Formulierung in der Zivilklausel des Forschungszentrums – »Die Gesellschaft verfolgt nur friedliche Zwecke« – übernimmt. Das hatten die Studierenden der Universität im Januar 2009 per Urabstimmung gefordert. Der Senat ist trotz vielfältiger Unterstützung für die Zivilklausel, zuletzt durch 450 Persönlichkeiten (ein Drittel international), zu denen auch das künftige Stuttgarter Regierungsduo Winfried Kretschmann (Grüne) und Nils Schmid (SPD) gehört, unter dem Druck der alten Landesregierung eingeknickt. Von Grün-Rot wird erwartet, dass die Zivilklausel für alle Universitäten im Landeshochschulgesetz verbindlich gemacht wird.
Der Autor ist Beiratsmitglied Naturwissenschaftler-Initiative für Frieden und Zukunftsfähigkeit.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.