Vollgas Richtung Abgrund

Jana Frielinghaus über die verantwortungslose Politik der Kriegsparteien

Der deutsche Gesundheitsminister twitterte kürzlich forsch: »Wir sind im Krieg mit Putin«. Ja, das sind »wir«, spätestens seit Montag ganz offiziell. EU und Nato verfolgen mithin weiter eine Eskalationsstrategie. Was Putin natürlich nicht entlastet: Er und seine Getreuen haben seit Beginn des Überfalls auf die Ukraine eine sechsstellige Zahl an Menschenleben auf dem Gewissen und sind bereit, unzählige weitere zu opfern. Ihr Krieg hat zahllosen Überlebenden ihre Wohnung genommen, und auch jene, die noch ein Dach über dem Kopf haben, erwartet ein Winter mit Hunger und Kälte.

Nur wird sich nichts in Richtung Ende oder wenigstens Einfrieren des furchtbaren Krieges bewegen, wenn »wir« täglich skandieren, Voraussetzung dafür sei Russlands vollständiger Abzug aus der Ukraine. Mit ihrem Beschluss, 15 000 ukrainische Soldaten auszubilden, offenbart auch die EU ein Maß an Verantwortungslosigkeit, das fassungslos macht. Denn spätestens damit verlässt sie den »Bereich der Nichtkriegsführung«, wie es in einem Gutachten heißt, das der Wissenschaftliche Dienst des Bundestages bereits Mitte März vorlegte.

Mit dem Schritt vom Montag erhöht sich die Wahrscheinlichkeit drastisch, dass EU-Staaten selbst Schauplatz von Kriegshandlungen werden. Und Deutschland ist federführend dabei. Auch das am Montag begonnene Nato-Manöver zum Trainieren des Atomkriegs zeigt, in welchem Maße der Westen zum Spielball der ökonomischen Interessen des militärisch-industriellen Komplexes, der westlichen Ölindustrie und der Baukonzerne geworden ist. Nur sie profitieren vom Auf-Dauer-Stellen des Krieges, also auch von Putins imperialem Wahn. Dagegen zahlen Millionen Menschen in Europa einen hohen Preis.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.