Zementierte Teilung

Jana Frielinghaus über das West-Ost-Lohngefälle

Die Differenz ist frappierend: Mehr als 30 Jahre nach dem Beitritt zur Bundesrepublik bekommen Werktätige in Ostdeutschland im Schnitt noch immer knapp sechs Euro weniger pro Stunde als Arbeitnehmer im Westen. Aktuellen Daten des Statistischen Bundesamtes zufolge lag der Brutto-Stundenlohn für ostdeutsche Beschäftigte 2020 um fast 22 Prozent unter dem der westdeutschen Kolleg*innen. Dazu kommt, dass die Wochenarbeitszeit im Osten deutlich höher ist als im Westen.

Das ist skandalös - und noch immer Folge der hektischen Vereinigung 1990. Die war von den Beratern der Kohl-Regierung genau so gewollt, inklusive der Währungsunion noch vor der formalen Staatenfusion. Ebenso gehörte das gezielte Schlechtreden der wirtschaftlichen Gesamtsituation der DDR zur damaligen Strategie der Spindoktoren. Dies förderte den Wunsch der Ostdeutschen nach schnellem Anschluss an die Bundesrepublik - und den Massenexodus, der nach der Maueröffnung noch einmal extrem an Fahrt aufnahm.

Die DDR-Betriebe wurden von der Konkurrenz für symbolische Beträge aufgekauft, abgewickelt und als Steinbruch für den Aufbau neuer Handelsbeziehungen nach Osten genutzt, unter tätiger Beihilfe der Treuhandanstalt. Den Preis zahlen die Menschen in Ostdeutschland bis heute, denn industrielle Strukturen sind unwiederbringlich verloren, große Firmen gibt es kaum - oder wenn, dann als Zulieferer für westdeutsche Autobauer oder internationale Konzerne mit hohem Anteil an Leiharbeitern. Das sind auch die wesentlichen Gründe für die geringe Tarifbindung im Osten und den niedrigen gewerkschaftlichen Organisierungsgrad. Die einst versprochenen gleichwertigen Lebensverhältnisse wird es also in absehbarer Zeit nicht geben. In vielen Branchen kommt es zu einer Annäherung vor allem durch die schwindende Macht der Gewerkschaften, was tendenziell zu stagnierenden Löhnen auch im Westen führt.

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