Keynesianisches Lehrstück

Kurt Stenger über das Sparen, das in der Coronakrise zum Übel wird

So schlimm die anhaltende Coronakrise auch ist - volkswirtschaftlich betrachtet, entwickelt sie die Eigenschaften eines Lehrstücks. Wie Bertolt Brechts avantgardistisches Konzept die alten Zöpfe des Theaters abschneiden sollte, geschieht gerade ähnliches in der über viele Jahre neokonservativ geprägten Ökonomie. Staatsschulden sind nicht mehr Teufelszeug, sondern unabdingbar.

Das gilt auch für Konjunkturprogrogramme, die lange als Strohfeuer verschrien waren. Und das früher populäre Sparen erzeugt vor allem Stirnrunzeln. Die stark gestiegenen Bankeinlagen im vergangenen und zu Beginn des laufenden Jahres werden als Warnzeichen gesehen, wenn nicht gar als Krisenverschärfer. Denn wenn Bürger sparen statt zu konsumieren, spricht dies für eine tiefgreifende Verunsicherung, die die lockdownbedingte Rezession sogar noch verschärft.

Wie nachhaltig die Sicht auf die Ökonomie verändert wird, bleibt natürlich abzuwarten. Die Fans der schwarzen Null und des Gürtel-enger-Schnallens werden nach der Pandemie gewiss aus ihren Löchern kriechen. Brechts Lehrstücke haben das Theater ja auch nicht grundlegend verändert, da sie letztlich nur ein spezifisches Publikum fanden. Das keynesianische Lehrstück hat aber einen Vorteil: Es findet vor unser aller Augen statt.

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