Minimalismus

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Das Beste an Alexander Kluge sind seine kurzen Geschichten, die teilweise nicht länger sind als eine Zeitungsmeldung. Das ist die hohe Kunst der »Minimalisten«, früher war das ein Gütebegriff für italienische Fußballkunst. Doch leider sind Kluges Bücher immer zu dick, übervoll mit seinen Geschichten, die darin oft verloren gehen. Sodass man oft meint, man säße wie in den Cartoons von Loriot mit der Familie vor der Waschmaschine, gebannt von der in der Trommel sich drehenden Wäsche als wäre dies das schönste Fernsehprogramm. Erwin Einziger aus Oberösterreich macht es anders: kompakter als Kluge. In seinem 201-Seiten-Buch »Das Wildschwein« versammelt er allerkürzeste Prosastücke von höchster Eleganz. Literatur- und Gesellschaftsdiagnosen, die sich als literarische Notizen tarnen und die der Autor »Arabesken« nennt. Sie handeln von »mopsfidelen Musikanten«, »Gummitstiefelfrauen«, Wasserschweinen auf Java, von »Heinrich von Kleist in Lederhosen« oder von einem »Radrennfahrer aus Lyon«, der in der Walpurgisnacht auf einmal einen Hörsturz erleidet, »der ihn beträchtlich irritierte«. Dem Buch ist unter anderem ein Zitat von Charles Rosen vorangestellt: »Vom restlichen Universum abgesondert, zielt das Fragment trotz allem in die Ferne.« (Jung und Jung, 201 S., geb., 22 €)

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