Nur im Konjunktiv

Kurt Stenger über das Brüsseler Lob zu 20 Jahren Gemeinschaftswährung

Erst 20 Jahre hat der Euro auf dem Buckel, doch die gemeinsame Währung einiger EU-Staaten ist schon ganz schön ramponiert. Die Anziehungskraft auf weitere Länder geht anders als damals längst gegen Null. Und Krisenstaaten wie Griechenland müssen sich einer Rosskur unterziehen, um den Euro behalten zu können. Wenn EU-Kommissionschef Jean-Claude Juncker den Euro jetzt als »Symbol der Einheit, der Souveränität und der Stabilität« bezeichnet, so ist das sicher Pfeifen im Walde, doch auch viel mehr. Es zeigt eine abgekoppelte Wahrnehmung in der Brüsseler EU-Zentrale von der Wirklichkeit vieler Bürger. Letztlich bestätigt sich die seinerzeitige Kritik, dass man das Haus Europa nicht mittels eines Geldes bauen kann, zumal das Monetäre immer Ungleichheit nach sich zieht. Es bräuchte Demokratisierung und ein stärkeres Parlament, das dem Zentralismus von Oben herab, aber auch dem überhand nehmenden Nationalismus entgegen wirken würde.

Darüber hinaus beinhaltet Junckers Aussage auch ein Korn Wahrheit, wenn man den Indikativ durch den Konjunktiv ersetzt. Der Euro könnte Stabilität bringen, so er denn durch eine gemeinsame Wirtschaftspolitik, durch Eurobonds und einen Solidarausgleich unterfüttert werden würde. Das wäre etwas ganz anderes als die von Frankreich initiierte Ad-hoc-Reform - es geht um die zentrale Herausforderung für die kommenden 20 Jahre.

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