Gespenster und Verdächtige

Eine Art Buch-Berlinale: Das 18. Internationale Literaturfestival Berlin beginnt

  • Christof Meueler
  • Lesedauer: 2 Min.

Es ist eins dieser typischen typischen Klotzen-statt-Kleckern-Events für die Hauptstadt: Das heute beginnende 18. Internationale Literaturfestival Berlin (ILB) kommt daher wie eine Art Buch-Berlinale. Es dauert zehn Tage, das (deutsch-englische) Programmheft hat über 100 Seiten und im Grußwort jubelt Monika Grütters, Kulturstaatssekretärin und Berliner CDU-Chefin, dass man die Förderung aus dem Hauptstadtkulturfonds »ab diesem Jahr auf 600.000 Euro anheben« konnte - Berlin, nun freue dich!

Es gibt heute im Haus der Berliner Festspiele eine Eröffnungsrede für Kinder und auch eine für Erwachsene. Schon um 9 Uhr spricht die schwedische Autorin Frida Nilsson zum Start der Kinder- und Jugendbuchsektion über »Siri und die Eismeerpiraten«: Siri ist ein »wagemutiges Mädchen« und Heldin in Nilssons Kinderbuch, dessen deutsche Ausgabe zufälligerweise genauso heißt wie ihr Vortrag. Um 18 Uhr spricht die österreichische Schriftstellerin Eva Menasse über »Digitale Gespenster«.

Passend dazu kann man sich morgen um 21 Uhr Will Self mit seinem neuen Roman »Phone« zu Gemüte führen, »ein epischer Anti-Tweet über 600 Seiten«, urteilte der Londoner »Telegraph«. Am Freitag liest Olivier Guez um 21 Uhr im Institut Francais aus seinem »Tatsachenroman« über »Das Verschwinden des Josef Mengele«.

Am Sonntag, 9.9., bekommt der betont vielseitige Alban Nicolai Herbst von morgens bis abends eine »Werkschau«, ab 11 Uhr im Literaturhaus. Am Montag, 10.9., gibt der frühere Skandal-Shooting-Star Hegemann um 19 Uhr im Silent Green Einblick in seinen neuen Roman »Bungalow« und »erzählt vom Überleben in einer zunehmend apokalyptischen Welt und der vitalen Kraft des freien Willens«. Das ilb hat noch mehr übliche Verdächtige im Festspielhaus zu bieten: Ai Weiwei (6.9., 18 Uhr), Juli Zeh (11.9., 19.30 Uhr), Michael Ondaatje (14.9., 19 Uhr) oder Bernhard Schlink (14.9., 21 Uhr). Vielleicht dann doch lieber den stets munteren Peter Wawerzinek, der am 11.9. im Literaturhaus um 19 Uhr an Dylan Thomas erinnert?

Darüber hinaus gibt es »Poetry Nights«, Veranstaltungen zu Filmen, Comics und »The Art of Cooking«. Um Politik geht es aber auch im Festspielhaus: Am Sonntag spricht Bhaskar Sunkara vom sozialistischen US-Magazin »Jacobin« um 18 Uhr über »The Future of Marxism«, am 13.9. stellt um 18 Uhr der US-Anarchist David Graeber sein neues Buch »Bullshit Jobs« vor und am 14.9 spricht der von fast allen Feuilletons völlig zu Recht geliebte Didier Eribon um 18 Uhr »über Einflüsse seines Denkens«.

Bis 15.9., www.literaturfestival.com

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -