Lehrkräftebedarf berufsbildender Schulen
Bildungsrauschen
Im März dieses Jahres legte der Direktor des Forschungsinstituts für Bildung und Sozialökonomie (FiBS), Dieter Dohmen, im Auftrag der GEW ein Gutachten zur Prognose des Lehrkräftebedarfs an berufsbildenden Schulen bis 2030 vor. Ging man bisher davon aus, dass auch in diesem Bereich die Zahlen rückläufig sein würden, offenbarte die Studie anderes. Bis 2030 rechnet man mit »gut 2,5 Millionen Schülern«, ein »vergleichsweise hohes Niveau«. Gründe sieht man im Anstieg der Geburtenraten, des Bildungsniveaus und der Zuwanderung.
Während die Schülerzahlen im dualen System von 1,4 Millionen (2016) auf 1,47 Millionen langsam steigen werden, werden sie sich an den qualifizierenden Berufsschulen um zehn Prozent von 550 000 auf 605 000 erhöhen. In Bezug auf das sogenannte Übergangssystem - also den Einrichtungen, die Schüler auffangen, die keinen Ausbildungsplatz bekommen haben - bewertet man den Anstieg von 500 000 (2014) auf 545 000 (2016) als »temporäre Erscheinung«. Hier geht Dohmen von einem Rückgang auf 460 000 bis 2030 aus. Schlussfolgernd diagnostiziert der FiBS gegenüber der KMK einen größeren Bedarf an Lehrkräften, der bei einem konstanten Lehrer-Schüler-Verhältnis um knapp 22 000 den der KMK übersteigen werde. Umgerechnet bedeute dies einen notwendigen Zuwachs von »17 500 Vollzeit-Verträgen« in den kommenden Jahren. Dies gelte besonders für die berufsbildenden Schulen.
Eindringlich fordert das Forschungsinstitut die Länder deshalb auf, den Lehrberuf für Berufsschulen »attraktiver« zu machen. Leistungsverdichtung und Arbeitszeitverlängerung wie in den letzten Jahren habe die Attraktion vermindert. Es gelte nun, in die Aus- und Weiterbildung zu investieren. Hierzu zähle beispielsweise die »(Wieder-)Einrichtung von Lehrstühlen der Berufs- und Wirtschaftspädagogik« genauso wie die länderübergreifende Zusammenarbeit. Analog den 2017 von der GEW erstellten Leitlinien einer »innovativen Lehrerbildung« spricht sich das Gutachten für stärkere Praxisorientierung in der Ausbildung wie auch für eine von den Ländern »organisierte und finanzierte Weiterbildung« aus. Ebenso müsse die Qualifizierung der Quer- und Seiteneinsteiger wie deren Finanzierung in den Fokus, da sie auch noch in den kommenden Jahren gebraucht werden. Um aber das Verhältnis zwischen ihnen und den ausgebildeten Kräften austarieren zu können, wird eine regelmäßige Evaluation empfohlen (gew-sachsen.de). Lena Tietgen
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