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Technischer Gender Gap

Bildungsrauschen

  • Lesedauer: 2 Min.

Der OECD-Bericht von 2017 wies bei allem Fortschritt nur einen »geringen« Anteil an Frauen in den MINT-Bereichen auf, hieß es auf deutschlandfunk.de. Demnach ist »nur ein Viertel« der Studentinnen an Ingenieurwissenschaften oder Informatik interessiert. Obgleich hierin ein Problem gesehen wurde, wollte die damalige Bildungsministerin Johanna Wanka lieber bei der dualen Ausbildung nachsteuern. In technischen Berufen liege der Anteil bei zwölf Prozent Frauen, aber noch geringer sei er in der dualen Ausbildung, kritisierte Wanka. »Wir müssen dafür sorgen, dass bezüglich der Liste der beliebtesten Fächer, die bei Männern und Frauen seit vielen Jahren zementiert ist, entsprechend agiert wird.« Wankas Nachfolgerin im Ministerinnenamt, Anja Karliczek, hat sich bislang dazu nicht positioniert. Eine gezielte Förderung von Mädchen und Frauen in MINT-Bereichen waren weder ihrer Regierungserklärung noch jüngst ihrem Beitrag beim »Leaders‘ Dialogue der Plattform Industrie 4.0« auf der Hannover-Messe zu entnehmen. (bmbf.de)

Gijsbert Stoet, Professor für Psychologie an der Leeds Beckett University in Großbritannien, legte vor Kurzem eine Studie vor, der zufolge der Anteil an Frauen in MINT-Fächern nicht proportional zu ihren Rechten in der Gesellschaft steigt. Untersucht wurden 472 000 Testpersonen aus 67 Ländern. Gezeigt habe sich, so Stoet, dass in den Ländern, in denen Frauen insgesamt gesellschaftlich benachteiligt seien, sie häufiger MINT-Fächer studierten als in jeden Ländern, in denen Gleichstellung und soziale Absicherung vergleichsweise gut seien. Anscheinend, so die Schlussfolgerung von Stoet, ermögliche Gleichberechtigung, sich nach Neigung zu entscheiden, während eine Benachteiligung hinsichtlich des Geschlechts dazu führe, »gegen äußere Widrigkeiten und Neigung« den Weg der »relativen Sicherheit und vergleichsweise hohen Einkommen« zu gehen. (heise.de)

»Komm, mach MINT« heißt der 2008 seitens des BMBF initiierte Nationale Pakt für Frauen in MINT-Berufen. Seitdem sei der Anteil an Frauen auf 30 Prozent angewachsen, so die entsprechende Plattform komm-mach-mint.de, die detailliert über die Entwicklung informiert und Handlungsempfehlungen ausgibt. Man erfährt, dass 2015 die Informatik den Ingenieurwissenschaften zugeschlagen wurde, wodurch in der Statistik der Anteil der Frauen höher ausfalle, als er wohl tatsächlich ist. Auf heise.de beklagt die Bitkom-Bildungsexpertin Natalie Barkei, dass IT »noch immer als klassische Männerdomäne« gelte. Da die Grundlagen schon in jungen Jahren gelegt werden, sollten Kinder auch »früh mit digitaler Technik vertraut und im Grundschulalter an das Programmieren herangeführt« werden. Barkei plädiert dafür, Mädchen »besonders« zu fördern, da bei Ausbleiben der Förderung »auch die Talentiertesten ihr Interesse an MINT-Fächern verlieren«. Ein weiteres Problem sei, so Barkei, dass es an weiblichen Vorbildern mangele. Lena Tietgen

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