Entschleunigung
Bildungslexikon
Entschleunigung. Der Begriff »Entschleunigung« gilt als Neologismus, den der Psychologe und Autor Jürgen vom Scheidt für sich proklamiert. 1979 habe er den Begriff erstmals in seinem Buch »Singles - Alleinsein als Chance« platziert und dann weiter ausgebaut. Später wurde der Begriff von anderen aufgegriffen und weiterverwendet, wie beispielsweise 1995 vom Wuppertal-Institut für Klima, Umwelt, Energie, das eine »Entschleunigung der Wirtschaftskreisläufe« forderte.
Anfang der 1990er Jahre fand der Begriff Einzug in Publikationen im Umfeld der Evangelischen Akademie Tutzing, in denen Entschleunigung mit Momenten der Askese und des Innehaltens als Verhaltensangebote verbunden wird. Mittlerweile hat das Wort Eingang in den allgemeinen Wortschatz gefunden und steht für Verhaltensweisen, die der stetigen Beschleunigung des Alltags, beruflich wie privat, gezielt Langsamkeit entgegensetzen.
Eigentlich hat der Begriff aber eine ältere Geschichte. Schon im 19. Jahrhundert kam in England die Forderung nach einem Tempolimit für Eisenbahnen von 10 km/h auf. Man wollte das Leben verlangsamen. Der österreichische Pädagoge, Schriftsteller und Maler Adalbert Stifter (1805-1868) räumt sogar in seinem Bildungsroman »Der Nachsommer« der Hingabe und dem Sich-selbst-überlassen einen großen Stellenwert ein. In epischer Breite werden Szenen ausgemalt, Langsamkeit wird hier zur Voraussetzung von Muße. tgn
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