Klonhund Snuppy starb hochbetagt

Von Reinhard Renneberg , Innsbruck

  • Reinhard Renneberg
  • Lesedauer: 3 Min.

Am 24. April 2005 wurde der erste Klonhund am Seoul National University (SNU) College of Veterinary Medicine geboren. Sein Name »Snuppy« wurde aus SNU und »puppy« (engl.: Hündchen) zusammengebaut.

Der Schöpfer des männlichen Afghanen Snuppy, der Südkoreaner Woo-Suk Hwang, hatte mit seinem Team seit August 2002 die nötigen Schritte entwickelt. Ich traf Hwang in Hongkong und fand ihn sympathisch. Er stand offenbar unter gewaltigem Erfolgsdruck.

Der in Südkorea mit einer Briefmarke geehrte Starforscher Hwang verlor allerdings 2006 seine akademische Stellung, als herauskam, dass mehrere angeblich geklonte menschliche Stammzelllinien wohl doch nicht echt waren. Sein Kollege Byeong-Cheon Lee wurde auf seine Stelle berufen. Er untersuchte nun Snuppy sehr kritisch und unter großer öffentlicher Anteilnahme. Aber Snuppy war echt!

Auch weitere Forscher bestätigten seinerzeit die Echtheit des Klons. Zumindest in dem Punkt Ehrenrettung für den Katholiken Hwang! Die Briefmarke in Anerkennung seiner Stammzellforschung zirkuliert immer noch.

Die somatische Klonmethode war die gleiche, mit der 1996 das schottische Schaf Dolly erzeugt wurde. Während die genetische Quelle für Dolly eine Schafseuterzelle war, hatte Hwangs Team den Kern einer Zelle vom Ohr eines dreijährigen Afghanen-Hunds entnommen. Damit erzeugte die Forscher insgesamt 1095 Embryos, von denen 123 bei Leihmutter-Hündinnen eingepflanzt wurden. Nur bei Dreien kam es zur Schwangerschaft. Ein Hundebaby starb bei einer Fehlgeburt, das zweite kurz nach der Geburt an einer Lungenentzündung. Nur Snuppy überlebte!

Inzwischen sind viele Tiere geklont worden: Katzen, Schweine, Rinder, Pferde, Schafe. Hunde zählten aber zu den Problemtieren: Hündinnen ovulieren nur zweimal jährlich und Hunde-Eizellen sind beim Eisprung noch nicht reif. Deshalb entwickelte Hwangs Team Methoden, die Eizellen außerhalb des Körpers reifen zu lassen. Snuppy wurde vom »Time Magazine« zur Erfindung des Jahres 2005 gekürt. Da Hunde mit uns viele Krankheiten gemein haben, erhofft man sich Modelle für Diabetes und die Parkinson-Krankheit. Snuppy wurde Vater von zehn gesunden Welpen.

Interessant an dem koreanischen Klonhund war seine »normale« Langlebigkeit. Der im vorigen Jahr gestorbene Snuppy wurde zehn Jahre alt. Dolly dagegen hatte mit fünf schon Arthritis im Knie und starb in der Blüte ihres Lebens mit sechs Jahren an einer seltenen Lungenkrankheit. Schafe können zwölf Jahre alt werden. Manche meinten damals, das sei eine Folge des Klonens. Doch Dollys Schwestergeneration, 13 Klonschafe aus den gleichen Zellen, ist normal gealtert, kein Bluthochdruck, kein Diabetes oder Arthritis. Und Snuppy wäre (nach menschlichem Maß) 70 geworden.

Der gesund gealterte Snuppy nimmt uns immerhin den Albtraum, in der nahen Zukunft silberhaarigen runzligen Teenagern mit prominenten Gesichtern in den Medien zu begegnen - Klonen von Milliardären und Politikern ...

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.