Gespräche mit Despoten

Personalie

  • Florian Brand
  • Lesedauer: 2 Min.

Kein Tag, den die CDU-Abgeordnete Karin Strenz in den vergangenen Wochen ungenutzt ließ, um in ihrem Wahlkreis kräftig die Wahlkampfwerbetrommel zu rühren. Die Unionspolitikerin tourte eifrig durch ihre Bezirke im Norden Mecklenburg-Vorpommerns, dokumentiert durch MitarbeiterInnen der Abgeordneten auf ihrer Internetpräsenz: Geld sammeln für die örtliche Feuerwehr an einer Supermarktkasse in Sternberg. Fachgespräche mit der Tourismusbranche über die Ostseebäder der Region, die Strenz besonders am Herz liegen und ein »einzigartiges Kulturgut« seien. Oder »spontane« Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern bei einer Ladentour in Neubukow und Kühlungsborn. Man gibt sich gesprächsbereit und volksnah.

Gesprächsoffen scheint die CDU-Hinterbänklerin allerdings auch für Regierungen zu sein, die alles andere als volksnah sind. So soll die diplomierte Lehrerin für Sonderschulen in den Jahren 2014 und 2015 Zahlungen aus Aserbaidschan erhalten haben, wie Recherchen von Report Mainz und des SWR-Hörfunks ergeben haben. Demnach sei die Vorsitzende der Deutsch-Südkaukasischen Parlamentariergruppe im Bundestag als Beraterin einer Firma namens Line-M-Trade gewesen. Eine Firma, deren einziger Zweck es laut Recherche sei, Lobbyarbeit für die Regierung Aserbaidschans in Europa zu betreiben. Jene Regierung, die KritikerInnen verfolgen und einsperren lässt.

Strenz bestritt die Vorwürfe am Mittwoch auf ihrer Facebook-Seite. Wenige Tage vor der Wahl solle der Eindruck erweckt werden, sie würde ihr Mandat nicht unabhängig ausüben. Sie hätte nur einen Beratervertrag von drei Monaten mit der Firma gehabt. »Dabei ging es um die Förderung der wirtschaftlichen Beziehungen mit Blick auf die mögliche Schaffung neuer Arbeitsplätze«, so Strenz.

Fun Fact: Vor zwei Jahren stimmte die damals 48 Jährige als einzige Abgeordnete gegen eine Resolution des Europarates zur Freilassung politischer Häftlinge in Aserbaidschan. Ein Schelm, wer Böses dabei denkt.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -