Riesen-Dinosaurier im Regal

Brasiliens Fossilien verstauben oft unerkannt in Sammlungen. Für die nötigen Untersuchungen fehlt das Geld. Von Norbert Suchanek

  • Norbert Suchanek
  • Lesedauer: 2 Min.

Rio de Janeiro, die Stadt am Zuckerhut, ist um eine Attraktion reicher. Wissenschaftler des Museu Nacional de Ciências und des Museu de Ciências da Terra von Rio de Janeiro haben eine neue Dinosaurierart entdeckt: Austroposeidon magnificus. Mit einer Länge von 25 Metern ist der mächtige Pflanzenfresser der bislang größte Saurier, der auf brasilianischem Staatsgebiet gefunden wurde. Er durchstreifte das Land vor rund 60 Millionen Jahren. Damals bildete Südamerika noch zusammen mit Afrika, Indien, Australien und der Antarktis den Superkontinent Gondwana. Austroposeidon magnificus ist der zehnte Großsaurier, den Paläontologen in Brasilien ausgruben und wissenschaftlich untersuchten.

In Brasilien gäbe es noch viele Saurier zu entdecken. Vor allem die Region Zentralbrasilien zwischen São Paulo und Mato Grosso sei reich an Fossilien, ist sich Diógenes Campos, der Direktor des Museu de Ciências da Terra in Rio de Janeiro sicher.

Tatsächlich wurde der spektakuläre Dinosaurierfund bereits im Jahr 1953 während des Baus einer Autobahn bei Presidente Prudente im Bundesstaat São Paulo vom amerikanisch-brasilianischen Forscher Llewellyn Ivor Price ausgegraben. Der 1905 in Rio Grande do Sul geborene und 1980 verstorbene Sohn US-amerikanischer Eltern gilt als der Vater der brasilianischen Paläontologie. Er hatte im Jahr 1936 den ersten brasilianischen Dinosaurier, Staurikosaurus, nahe seiner Geburtsstadt entdeckt.

Dass Austroposeidon magnificus erst heute, 63 Jahre nach seiner Ausgrabung und 36 Jahre nach dem Tod seines Entdeckers, wissenschaftlich beschrieben und anerkannt ist, liegt schlicht an mangelnden Forschungsgeldern in Brasilien, erklärte der Paläontologe und Forschungsleiter Alex Kellner vom renommierten Museu Nacional der staatlichen Universität von Rio de Janeiro (UFRJ) gegenüber den brasilianischen Medien. Das einzigartige Fossil verstaubte jahrzehntelang in den Regalen des Museums in Rio de Janeiro, weil die wechselnden brasilianischen Regierungen für paläontologische Forschungen bis heute nur »Almosen« übrig haben. »Lediglich wenn wir wieder etwas Geld bekommen, können wir weitere Fundstücke analysieren und präparieren. Außerdem ist das Material nicht einfach zu konservieren«, erläutert Kellner, der aus Liechtenstein stammt und als Kind mit seiner Familie nach Brasilien kam.

Die tatsächlichen Forschungskosten sind vergleichsweise gering. So musste das Museum für die 2013 gestartete wissenschaftliche Untersuchung der Fossilien des bis heute größten brasilianischen Sauriers lediglich 10 000 Reis aufwenden, das sind umgerechnet nur rund 2500 Euro.

Während Brasilien Dutzende Milliarden Dollar für die Olympischen Spiele ausgegeben hat, verstaubt Lateinamerikas größte Fossiliensammlung in den Regalen der Museen in Rio de Janeiro. Und ein Großteil der Versteinerungen und Saurierknochen wartet noch immer auf die wissenschaftliche »Entdeckung« und Klassifizierung. Brasiliens Fossilien warten auf Godot.

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