Kehrtwende unmöglich

MEINE SICHT

  • Lesedauer: 2 Min.

Innensenator Frank Henkel (CDU) hat sich mit seinem Vorgehen gegen das Hausprojekt in der Rigaer Straße 94 in Friedrichshain ins politische Abseits manövriert. Neben der Opposition steht auch die SPD im Konflikt nicht mehr auf seiner Seite. Und nun hat eine Umfrage ergeben, dass selbst rund zwei Drittel aller CDU-Wähler Gespräche befürworten, um eine politische Lösung des Konfliktes zu erreichen. Hinter Henkel stehen nur noch sein Parteikollege Kurt Wansner und die Polizei.

Was genau treibt Henkel also dazu, im Wahljahr gleich zweimal ein Großaufgebot der Polizei in der »Rigaer 94« zuzulassen? Fischt er im AfD-Teich, deren Wähler zu zwei Dritteln Gespräche ablehnen, in der Hoffnung auf bessere Umfragewerte für die CDU? Oder ist es doch eine Privatfehde, die er auf dem Rücken der Steuerzahler sowie der unterbesetzten Polizei mit dem Hausprojekt führt? Schließlich hat nicht nur Henkel die »Rigaer 94« zur Zentrale der autonomen Szene Berlins erklärt, sondern diese auch ihn zum Inbegriff ihres staatlichen Feinbildes.

Angesichts oben genannter Umfragewerte würde jeder vernünftige Politiker nun eine Kehrtwende machen: War nicht so gemeint, Gespräche stehen jeder Demokratie gut zu Gesicht. Doch Henkel kann nicht mehr zurück: »Der Rechtsstaat ist nicht verhandelbar«, hatte er Anfang Juli auf die Forderung nach Gesprächen erwidert. Damit hat er sich in eine Sackgasse verlaufen und steht vor einer Wand, die er sich selbst gebaut hat. Ein Gutes hat es: Die Wahrscheinlichkeit einer CDU-freien Regierung ab Herbst ist stark gestiegen.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -