Hafencity soll noch expandieren

15 Jahre nach Baubeginn leben erst 2100 Menschen in Hamburgs neuem und teuren Stadtteil

  • Almut Kipp, Hamburg
  • Lesedauer: 3 Min.
Zur Jahrtausendwende war es noch ein abgewirtschaftetes Hafenareal, heute stehen in Hamburgs neuer Hafencity Wohn- und Büroblocks - zumindest im Westteil. Den Wohnungsmarkt entlastet dies kaum.

15 Jahre nach dem ersten Spatenstich in Hamburgs Stadtteil Hafencity ist der östliche Teil noch eine große Baufläche. Doch auch im Westen müssen Arbeiten noch zum Abschluss gebracht werden - etwa an und in der weithin sichtbaren Elbphilharmonie. 2016/17 werde sich die Hafencity mit großer Dynamik weiter entwickeln, kündigte die städtische Managementgesellschaft Hafencity GmbH an.

»Von den letzten Lücken für hochbauliche Vorhaben im Westen bis hin zu den großen Infrastrukturmaßnahmen im Osten: Es ist deutlich spürbar, dass sich die neuen Quartiere an der Elbe im hohen Tempo auf ihren Abschluss an den Elbbrücken zubewegen«, teilte Hafencity-Chef Prof. Jürgen Bruns-Berentelg unlängst mit. Er will am Donnerstag die Entwicklung in diesem Jahr erläutern.

Im jüngsten Hamburger Stadtteil sind nach Angaben der Entwicklungsgesellschaft 57 Projekte fertiggestellt, weitere 50 Vorhaben sind in Bau oder Planung (Stand: Oktober 2015). Mehr als 1500 Wohnungen wurden demnach geschaffen. Nach Angaben des Statistikamtes Nord leben rund 2100 Menschen in dem Stadtteil, 1,8 Millionen sind es insgesamt in der Hansestadt. Der Anteil der Haushalte mit Kindern liegt bei 16,9 Prozent, in der Hansestadt beträgt er 17,5 Prozent. Auch der Anteil der Single-Haushalte liegt mit 46,6 Prozent unter dem gesamtstädtischen Niveau (54,3 Prozent).

Dass täglich viele Menschen dorthin pendeln, liegt an den Arbeitsangeboten. Mehr als 500 Firmen haben sich in der Hafencity niedergelassen - darunter Unilever, Germanischer Lloyd, Kühne Logistics, BP, Hanjin Shipping, Greenpeace und der Spiegel-Verlag. Der Flughafen-Händler Gebr. Heinemann (»Travel Value«) baut seinen Standort derzeit aus, der Mineralölhändler Marquard & Bahls steht vor der Verlägerung von 700 Arbeitsplätzen in seine neue Zentrale. Direkt an der Elbe hat die Hafencity Universität für Baukunst und Metropolentwicklung ihre Heimat, durch einen der beiden U-Bahn-Stationen des Viertels haben die Studenten kurze Wege. Die Linie U4 wird derzeit bis zu den Elbbrücken verlängert, der östlichen Zufahrt in die Hansestadt.

Als Scharnier zwischen West und Ost soll sich im mittleren Überseequartier der Hafencity das kommerzielle Zentrum des Stadtteils entfalten - mit Einzelhandel, Dienstleistern, Gastronomie und Hotellerie. Das französische Immobilienunternehmen Unibail-Rodamco steckt rund 860 Millionen Euro in die Entwicklung der südlichen Wasserfront, die Einzelhandel, Wohnungen, Büros, Hotel und Kreuzfahrtterminal vereinen soll. Mit einem markanten 70-Meter-Gebäude des französischen Architekten Christian de Portzamparc, so ist geplant wird, die Wasserfront abgeschlossen. Nach einem voraussichtlichen Baubeginn Anfang 2017 könnten hier zentrale Flächen vier Jahre später fertig sein. Eine breite Promenade soll dann dort zum Flanieren einladen.

Unterdessen bekommt auch der östliche Baakenhafen Konturen. Auf der künstlich angelegten Halbinsel soll bis 2021 ebenfalls ein Wohn-, Arbeits- und Freizeitquartier entwickelt werden. Zuvor wird in diesem Sommer der Lohsepark eröffnet. In und an der Grünanlage erinnert der Gedenkort »Denk.mal Hannoverscher Bahnhof« an die Deportation von mindestens 7692 Juden, Sinti und Roma, die zwischen 1940 und 1945 von dem damaligen Bahnhof aus ins KZ transportiert wurden. dpa/nd

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