Auf der Suche nach Lösungen

Die deutsche Handball-Nationalmannschaft kämpft vor der EM mit Personalproblemen

  • Oliver Mucha
  • Lesedauer: 3 Min.

Eine Verletztenmisere plagt den deutschen Handball und beschert Auswahltrainer Dagur Sigurdsson vor der Europameisterschaft einige Sorgenfalten.

Von Oliver Mucha

Den letzten Spieltag der Handball-Bundesliga vor der EM-Pause verfolgte Bundestrainer Dagur Sigurdsson am Wochenende mit einem unguten Gefühl. Bloß nicht noch einen Verletzten, lautete der verspätete Weihnachtswunsch des Isländers. Die Liste der Ausfälle ist ohnehin schon lang genug, wenn die Auswahl des Deutschen Handballbundes (DHB) am Montag in Berlin mit einem dreitägigen Lehrgang die heiße Phase der EM-Vorbereitung einläutet.

Sigurdsson muss beim Turnier in Polen (15. bis 31. Januar) auf Kapitän Uwe Gensheimer, Kreisläufer Patrick Wiencek und Rechtsaußen Patrick Groetzki verzichten. Ein Einsatz der Berliner Rückraumhoffnung Paul Drux ist zudem so gut wie ausgeschlossen. »Wir rechnen nicht mit Paul«, sagte Sigurdsson. Trotz der zahlreichen Hiobsbotschaften verbreitete der Bundestrainer aber Optimismus. »Wir müssen und werden damit umgehen«, sagte der 42-Jährige und handelte nach dem EM-Aus von Groetzki schnell. Johannes Sellin vom Bundesligisten MT Melsungen wurde nachnominiert, während Groetzki den 27:25-Erfolg seiner Rhein-Neckar Löwen über den SC Magdeburg mit einem blauen Gips von der Tribüne aus verfolgte. Die Freude über die erfolgreich verteidigte Tabellenführung hielt sich bei ihm sichtlich in Grenzen, der Frust über seine EM-Absage ist groß. »Ich bin natürlich unheimlich enttäuscht«, sagte Groetzki.

Die deutschen Handballer richteten den Blick unterdessen nach vorne. »Unser Weg bei der EURO 2016 wird damit definitiv nicht leichter, aber wir haben genug Klasse in unserem Team, um auch diese Situation zu meistern«, sagte Teammanager Oliver Roggisch. Seinen Aufwärtstrend bestätigte das DHB-Team zuletzt im November mit dem Turniersieg beim Supercup nach Erfolgen gegen Serbien, Slowenien und Brasilien. Auf diese Leistungen kann Sigurdsson aufbauen und in der verbleibenden Zeit bis zum EM-Auftakt am 16. Januar gegen Ex-Weltmeister Spanien an der Feinabstimmung arbeiten, um die Ausfälle so gut es geht zu kompensieren.

»Wir müssen und werden Lösungen finden«, verspricht Sigurdsson, dem vor der EM noch die Länderspiele gegen Tunesien in Stuttgart und gegen Island in Kassel und Hannover zum Experimentieren bleiben. Seinen maximal 16 Spieler umfassenden EM-Kader muss Sigurdsson erst einen Tag vor dem Spiel gegen die Spanier festlegen. Im Turnierverlauf sind drei Wechsel möglich.

Neben Spanien sind in der Vorrundengruppe C in Breslau Rekord-Europameister Schweden (18. Januar) und Slowenien (20. Januar) weitere Gegner der DHB-Auswahl. Die ersten drei Teams der insgesamt vier Vorrundengruppen ziehen in die Hauptrunde ein und nehmen die untereinander erzielten Ergebnisse mit.

Trotz der Ausfälle glaubt Sigurdsson an eine erfolgreiche EM. »Ich sehe keine Riesenbaustelle. Unser Spiel ist ziemlich gefestigt«, sagte der Coach. SID/nd

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.