Zu attraktiv für den Sieg

Zweitplatzierter im Wettbewerb um den Titel »Hässlichster Mann in Simbabwe« attackiert den Gewinner

  • Lesedauer: 3 Min.

Simbabwe hat seinen ganz eigenen Schönheitswettbewerb. Das Land wählt Jahr für Jahr den hässlichsten Bewohner. Nun beschwert sich der Zweitplatzierte, dass der Gewinner nicht hässlich genug sei.

Von Anne Gonschorek, Kapstadt

Die Juroren des vierten »Mr. Ugly«-Wettbewerbs krönten den 42-jährigen Mison Sere zum Sieger - und versetzten damit die Mengen in Rage, die ihren Favoriten und Titelverteidiger William Masvinu unterstützten. Masvinu hat den Titel des hässlichsten Simbabwers seit 2012 zweimal gewonnen und behauptet, Sere sei »zu attraktiv« für den Sieg.

Tatsächlich ging die Empörung des bisherigen Mr. Ugly und seiner Fans so weit, dass nach der Urteilsverkündung Gewalt ausbrach. Obwohl letztendlich niemand verletzt wurde, entstand ein großes Gerangel, während Schmähungen gegen die Juroren gerufen wurden. »Ich bin auf natürliche Weise hässlich. Er nicht. Er ist nur hässlich, wenn er seinen Mund öffnet«, sagte Masvinu, auf die fehlenden Vorderzähne seines Rivalen hinweisend. »Müssen wir jetzt unsere Zähne verlieren, um zu gewinnen? Das ist Betrug!«, schrie der Bewerber Patrick Mupereki.

Schönheitswettbewerbe sind in Simbabwe sehr beliebt und verursachen immer wieder Skandale. Zu Beginn des Jahres sah sich »Miss Zimbabwe« Emily Kachote zum Beispiel schroffer Kritik ausgesetzt, als sie die Nutzer von sozialen Medien als hässlich und unwürdig bezeichneten. Nur zwei Wochen nach ihrer Krönung musste Kachote abdanken, als - wie schon bei ihrer Vorgängerin - Nacktbilder der Schönheitskönigin in den Medien auftauchten.

Mison Sere ließ der Trubel um seinen vermeintlich unverdienten Sieg gänzlich kalt. Er bezeichnete seine Kritiker als »schlechte Verlierer«, als er die 500 Dollar Preisgeld und sein Ticket zum weltweiten Mr. Ugly-Wettbewerb 2017 einsammelte. »Sie sollten einfach akzeptieren, dass ich hässlicher bin als sie«, sagte er. »Ich hoffe, dass ich einen Fernsehvertrag bekomme. Ich bin schon in Schulen aufgetreten und habe meine Hässlichkeit herausgestellt.« Der Wettbewerbssieg sei seine Chance, nun auch im Fernsehen Erfolg zu haben.

Aber es scheint, dass Masvinu und seine Truppen durchaus Recht haben könnten. Die Organisatoren hatten zuvor deutlich gemacht, dass Behinderungen oder Verbesserungen nicht akzeptiert werden würden, weil sich der Wettbewerb auf »natürliche Hässlichkeit« fokussieren wolle. Organisator David Machowa, hatte den »Mr. Ugly«-Wettstreit ins Leben gerufen, um gegen das Stigma der Hässlichkeit anzugehen. »Aussehen ist gottgegeben. Wir sollten alle stolz darauf sein, wie wir sind.« Drei Runden Herumstolzieren in einem Nachtklub in Harare entschieden indes den diesjährigen Gewinner Simbabwes. »Sere gab sich extrem Mühe, seine Hässlichkeit durch Grimassen zu verstärken«, erklärte Jurorin Abigail Mataranyika. »Masvinu dachte, er sei so hässlich, dass er dies nicht nötig hätte. Das hat ihn die Krone gekostet.«

Der Wettbewerb hat über die Jahre hinweg immer mehr Simbabwer angezogen. Dieses Jahr traten 36 Kandidaten an, während zu Beginn lediglich fünf Konkurrenten auftraten. Der erste Sieger, Brian Mateyazondo, gewann 2011 gerade einmal 50 Dollar. 2012 und 2013 wurde Masvinu als Champion der Hässlichkeit gekürt. 2014 musste die Veranstaltung wegen fehlender Sponsoren ausfallen. Inzwischen unterstützt die Firma Devine Assignments »Mr. Ugly« mit den notwendigen Finanzmitteln.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.