Das Erdreich als Energiespeicher
Sieben Kandidaten wetteifern mit ihren Ideen um den Innovationspreis Berlin-Brandenburg
Ein spannendes Stück aus dem realen Wirtschaftsleben hat das Potsdamer Hans-Otto-Theater am 27. November außerplanmäßig auf dem Programm. Dann wird in dem innovativen Kulturbau zum 31. Mal der Innovationspreis Berlin-Brandenburg vergeben: eine Kür der besten Erfinder der Hauptstadtregion, die in jährlichem Wechsel von den Wirtschaftsministerien der beiden Länder ausgerichtet wird. In diesem Jahr ist Brandenburg an der Reihe.
Insgesamt 100 Bewerbungen von Unternehmen und Forschungsinstituten sind in diesem Jahr eingegangen. Aus ihnen hat die Jury unter Leitung des Berliner Maschinenbau-Professors Eckart Uhlmann sieben aussichtsreiche Kandidaten herausgefiltert. Bis zu fünf von ihnen haben die Chance, die jeweils mit 10 000 Euro dotierte Auszeichnung zu ergattern. »Wir haben viele innovative Perlen in unserer Region«, verriet Uhlmann bei der Präsentation der Kandidaten. Als Innovation gilt eine Erfindung oder ein Forschungsergebnis, das bereits zur Marktreife weiter entwickelt worden ist. »Innovationen sind Wachstumstreiber für unsere Wirtschaft«, erklärte Carsten Enneper vom brandenburgischen Wirtschaftsministerium.
Erneuerbare Energien wie Photovoltaik und Windkraft stehen politisch hoch im Kurs, haben aber ein technisches Problem: die von ihnen produzierte Energie kann nur mit großem Aufwand gespeichert werden. Hier bietet die Firma deematrix Energiesysteme aus Fürstenwalde eine dezentrale Lösung: den Langzeitenergiespeicher »e-Tank«.
»Der Speicher besteht aus mehreren Schichten Erdreich, in denen bis zu einer Tiefe von 1,50 Meter Polyethylen-Leitungen verlegt sind«, erläutert Geschäftsführer Axel Popp. »Das Erdreich wird über die mit Soleflüssigkeit gefüllten Leitungen durch Solarenergie oder andere Energiequellen erwärmt.« In der kalten Jahreszeit kann die Wärme in umgekehrter Richtung abgerufen werden. Derzeit wird die Berliner Siedlung »Märkische Scholle« in Lichterfelde-Süd mit 850 Wohneinheiten mit solchen »e-Tanks« ausgerüstet.
Mit einer Softwaretechnik zur Entwicklung von Computerspielen geht das Potsdamer Unternehmen Experimental Game GmbH ins Rennen. Das Neue ist die Verknüpfung einer Spielestory mit ihrer sofortigen grafischen Darstellung auf einem »Gamebook«. »Wenn wir eine Geschichte schreiben, wird sie sogleich visualisiert mit den Personen, die darin vorkommen«, sagt Thomas Langhanki, einer der Firmengründer. Mit der Gamebook-Technik werde es möglich, innerhalb weniger Minuten aus einem analogen Drehbuch eine interaktive Sequenz zu erstellen.
Die Berliner Dolosys GmbH, eine Ausgründung aus dem Charité-Klinikum, hat das Medizinprodukt »Paintracker« entwickelt, mit dem die Wirkung von Schmerzmitteln gemessen werden kann. Ebenfalls in der Gesundheitsbranche ist die Berliner Laser- und Medizin-Technologie GmbH tätig, die mit einem neuen Sensor zur zerstörungsfreien Bestimmung des Hämoglobingehalts in Blutkonserven aufwartet. Die Blutbeutel brauchen dabei zur Testung nicht mehr aufgeschnitten zu werden. An der nächsten Generation der Roboter arbeitet der Berliner Maschinenhersteller pi4robotics GmbH. Der neueste Maschinenmensch mit Namen »workerbot3« verspricht, der erste »menschenähnliche Fabrikroboter« zu sein. Eine Technik, mit der sich Flugasche als Restprodukt aus Kraftwerken in Baumaterial verwandeln lässt, ist die Innovation, mit der die Berliner ZaaK Technologies GmbH antritt.
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