Australien sucht Freiwillige zum Abtauchen
Bei einer Zählung von Fischen und Koalas sollen neue Spezies gefunden werden
Manche zählen Schafe im Schlaf, andere Fische. Mit diesem amüsanten Vergleich will Mark Rodrigue, der für die Meeresschutzgebiete an der Südostküste Australiens zuständig ist, seine Mitbürger zum Abtauchen bewegen. Er sucht Hunderte Freiwillige, die für ihn im November vor den Küsten des Bundesstaates Victoria, in dem auch Melbourne liegt, tauchen gehen: Freiwillige sollen mit Meereswissenschaftlern in der Tiefe mithelfen, eine »Inventur« des Fischbestandes in Küstennähe zu machen.
»Wir versuchen einfach zu verstehen, was für verschiedene Typen an Fischen wir hier in Victoria haben und ein wenig eine Volkszählung abzuhalten, wie viele es gibt«, sagte er dem lokalen Sender ABC.
Insgesamt findet die Volkszählung in über 20 Meeresschutzgebieten vor der Küste Victorias statt. Bei der Zählung geht es weniger darum, akkurate Zahlen zu erhalten, als vielmehr eine Momentaufnahme der Tierwelt vor den Küsten des fünften Kontinents. In diesem Jahr sollen die ehrenamtlichen Taucher und Hobbywissenschaftler vor allem auf neue Fischspezies achten, die bisher nicht in der Region gefunden wurden: Zum Beispiel Fische, die aufgrund der Erwärmung der Meere ihren Lebensraum verändern.
Bei einer ähnlichen Aktion 2011 fanden die Amateurwissenschaftler beispielsweise eine bis dahin in Victoria unbekannte Art des Zackenbarsches. Auf ähnliche Funde hofft man auch diesmal. Der Weißstreifen-Kofferfisch (Anoplocapros lenticularis) z. B. wurde bisher nur in der Port Phillip Bucht gesehen, und die Wissenschaftler würden gerne mehr über dessen Verbreitung wissen.
Aktionen, wie die Volkszählung der Fische, sind in Australien beliebt. Neben Fischen zählt das Land jedes Jahr im November auch seine Koalas. Hunderte Hobbywissenschaftler gehen dann wandern und versuchen dabei, Koalas auf Eukalyptusbäumen in teils schwindeligen Höhen zu entdecken. Die Wanderer sollen dabei den Aufenthaltsort der Tiere notieren und den Wissenschaftlern Fotos schicken. Vor allem im Osten Australiens sind Koalas durch die wachsende Urbanisierung und den Verlust von Lebensräumen, durch Hundeangriffe oder Autounfälle bedroht. Außerdem hat auch die sogenannte Chlamydia-Infektion, die bei Koalas unter anderem zur Erblindung, zur Unfruchtbarkeit und zum Tod führen kann, die Koalazahlen in den vergangenen Jahren drastisch schrumpfen lassen.
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