Entdeckungsreisen im Geiste

Beim »SpaceBot-Camp« des Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt entdecken Studierende fiktive Planeten

  • Petra Albers, Hürth
  • Lesedauer: 2 Min.
Auf Rädern, Füßen oder Insektenbeinen - Hauptsache, der Roboter kann sich in zerklüfteter Landschaft bewegen. Studierende haben Weltraum-Rover konstruiert, um fremde Planeten zu erkunden.

Langsam rollt der vierrädrige Roboter über die zerklüftete Landschaft aus Geröll und rötlichem Sand. Plötzlich das erste Problem: Er hat sich in einer Vertiefung festgefahren. Minutenlang passiert gar nichts. Junge Männer tippen hektisch auf Computern herum, bis der Rover wieder losruckelt. Zehn Hochschul-Teams aus ganz Deutschland simulierten am Freitag in Hürth bei Köln die Erkundung eines fremden Planeten mit Robotern. Ein Jahr lang hatten die Teilnehmer Zeit, sich auf das sogenannte SpaceBot-Camp des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) vorzubereiten.

Die Aufgaben sind dabei anspruchsvoll: Der Roboter muss sich auf einer holprigen Planetenoberfläche orientieren, dort Gegenstände finden und greifen. Er muss einen Becher mit einer Bodenprobe zur Basisstation transportieren und einen Akku in einen Schacht stecken. Das alles soll der Roboter möglichst autonom machen, also ohne direkte Steuerung - zumal der Funkkontakt »zur Erde« verzögert ist und wie bei einer richtigen Weltraummission zwischendurch auch mal abbrechen kann.

»Das ist alles sehr schwierig«, sagt Georg Heppner vom Team »Laurope« des Forschungszentrums Karlsruhe, dessen sechsbeiniger Roboter an eine grüne Heuschrecke erinnert. Wenn das Technikmonster an ein Hindernis stößt, kann es ein Bein heben, um darüberzusteigen. Schier unglaubliche Datenmengen sind erforderlich, damit der Roboter solche Handlungen selbstständig ausführen kann, erklärt Heppner.

Der orangefarbene Roboter des Teams »Nimbro« der Uni Bonn ist mit zwei Greifarmen, acht Kameras und einem rotierenden 3D-Laserscanner ausgestattet. Das Wunderteil könne auch Türen öffnen, Treppen steigen und einen Kreis aussägen, erläutert der Teamleiter, Prof. Sven Behnke. Wenn die Technik hakt und der Rover nicht von alleine macht, was er soll, greifen Menschen aus der Ferne ein. Mit einer Spezialbrille können die Studierenden die Perspektive des Roboters einnehmen und sehen dann das, was auch die Maschine sieht: farbige Punkte, die unterschiedliche Geländehöhen kennzeichnen. Die Greifarme erscheinen dann wie die eigenen Arme.

Das Bundeswirtschaftsministerium unterstützt jedes Team mit 50 000 Euro. Ziel sei es, die Forschung im Bereich der Weltraumrobotik zu fördern, so DLR-Projektleiter Thilo Kaupisch. Dass die in Hürth gezeigten Roboter eines Tages auf einem fremden Planeten zum Einsatz kommen, ist indes eher unwahrscheinlich. »Aber die Veranstaltung soll zeigen, dass in Deutschland die Fähigkeit da ist, sich an internationalen Erkundungsmissionen zu beteiligen.« dpa/nd

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