50 Cent-Frage bewegt Netzgemeinde

Mathefans und Mathehasser verbünden sich nach australischem Examen im Internet

  • Barbara Barkhausen, Sydney
  • Lesedauer: 3 Min.
Das australische 50-Cent-Stück ist ein Zwölfeck. Zwei aneinander gelehnte 50-Cent-Stücke ergeben einen Winkel. Doch wie groß ist dieser? Diese Frage brachte australische Abiturienten zum Schwitzen.

Australische Matheprüfungen sind meist Multiple Choice. Das heißt, der Schüler oder Student rechnet und wählt dann die richtige Antwort aus einem Pool an vorgegebenen Lösungen aus. Auch die diesjährige Mathematik-Abschlussprüfung für die zwölfte Klasse war so aufgebaut. Über eine Frage zerbrachen sich die Schüler dabei jedoch so den Kopf, dass sie ihren Mathefrust mit der weltweiten Internetgemeinde teilten, die das Problem seitdem heiß diskutiert.

Bei der Frage geht es um zwei australische 50-Cent-Stücke. Diese Vielecke mit ihren jeweils zwölf Seiten und zwölf Ecken werden so platziert, dass sie an einer der zwölf Seiten aneinander lehnen. Gefragt ist die Größe des Winkels, der sich zwischen den beiden Dodekagons, wie solch ein Zwölfeck auch heißt, ergibt.

Die Schüler konnten aus fünf Ergebnissen auswählen: 12, 30, 36, 60 und 72 Grad. Die Frage beschäftigte die Schüler so sehr, dass viele sie auch nach Abschluss der Prüfungen noch weiter diskutierten und sich mit anderen Mathefans oder auch Hassern im Internet verbündeten. Während ein Schüler schrieb: »Dieses Examen war nicht da, um uns zu testen, sondern um uns auszutricksen, keiner konnte auf sowas vorbereitet sein«, schossen andere Internetnutzer zurück: »Wenn die Kinder sowas nicht beantworten können, haben wir ernsthafte Probleme. Es dauert in etwa sieben Sekunden, um es zu lösen.«

Doch ob nun einfach oder vertrackt, wie wird die Frage gelöst? Tatsächlich gibt es sogar mehrere Wege, die zum richtigen Ergebnis führen - 60 Grad. Erstens über die Außenwinkel des Zwölfecks: Bei einem Polygon ist die Summe der Außenwinkel immer 360 Grad. Somit kann der Außenwinkel einer Seite folgendermaßen ausgerechnet werden: 360 durch zwölf macht 30. Diese Zahl muss dann mal zwei genommen werden, nachdem sich der angezeigte Winkel aus jeweils einem Außenwinkel der beiden 50-Cent-Stücke aufbaut.

Zweitens über die Innenwinkel des Zwölfecks: Im Inneren des Polygons sind zwölf Winkel, die Summe aller Innenwinkel der Münze beträgt 1800 Grad. Teilt man dieses Ergebnis durch zwölf, ergibt das pro Innenwinkel 150 Grad und damit für den Außenwinkel 30 Grade, da ja eine gerade Linie 180 Grad sind. Auch bei diesem Rechenbeispiel muss der Außenwinkel verdoppelt werden, um den gesuchten Winkelgrad zu finden.

Drittens über die Winkelsumme im Dreieck: Ein heiß diskutierter Lösungsweg ist der Weg über die Winkelsumme im Dreieck, das zwischen den beiden Münzen eingezeichnet werden kann und an der Spitze den gefragten Winkel enthält. Da die Summe der Winkel im Dreieck 180 Grad beträgt, würde ein Winkel im Falle eines gleichseitigen Dreiecks 60 Grad betragen und damit ebenfalls die richtige Lösung ergeben.

Die Münzendebatte ist nicht die erste mathematische Problemfrage, die das Internet in den vergangenen Wochen in Aufruhr versetzt hat. Auch die simple Rechnung 5 mal 3 erhitzte vor kurzem die Onlinemathematiker, nachdem ein Lehrer in den USA Wert darauf legte, dass dies 3+3+3+3+3 und nicht 5+5+5 bedeute.

Abonniere das »nd«
Linkssein ist kompliziert.
Wir behalten den Überblick!

Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -