Iran-Erklärerin
Personalie: Marsieh Afcham wird erste Botschafterin der Islamischen Republik.
Die Karriere dieser Frau wurde im Ausland, dem islamischen wie dem westlichen, schon einmal als aufsehenerregend beschrieben. Das war 2013. Damals wurde die heute 50-jährige Marsieh Afcham Sprecherin des Außenministeriums. Ihr Aufstieg galt auch als Folge des Präsidentenwechsels vom Hardliner Mahmud Ahmedinedschad zu Hassan Ruhani, der nach der zunehmenden außenpolitischen Isolierung der Islamischen Republik Iran eine außenpolitische Charme-Offensive startete, die bis heute anhält.
Für wichtig hielten Ruhani und sein Außenminister Mohammed Dschawad Sarif nach der Zeit der schroffen Statements eine eloquente und umgängliche Person, die nicht nur die in Teilen neue iranische Außenpolitik zu erklären, sondern dies auch in die dafür passenden Worte zu verpacken weiß. Beide Fähigkeiten sahen sie in Afcham vorhanden und wurden nicht enttäuscht. Die internationalen Medien, auch Auslandskorrespondenten des »nd«, nahmen den neuen Stil der Politikpräsentation dankbar auf und machten Afcham zur im Ausland nach Präsident und Außenminister wohl meistzitierten Person des iranischen Politikapparats.
Afcham fiel das vermutlich nicht sonderlich schwer. In der Sache kannte sie sich aus, arbeitet sie doch bereits seit 1982 - also ihr komplettes Berufsleben - im Teheraner Außenministerium und gibt ihre Antworten bei Bedarf auch in perfektem Englisch und Französisch. Jetzt wird sie Teherans Vertreterin in Malaysia, einer Republik, in der der Islam ebenso wie in Iran Staatsreligion ist. Afcham, so sagt ihr Präsident über sie, habe den »erforderlichen Hintergrund für ein Verständnis der Welt von heute« - eine Vertrauenserklärung. Und der Außenminister lobte, sie habe ihre Tätigkeit »würdevoll, mutig und umsichtig« ausgeführt.
Sie selbst, die im Amte stets im traditionellen schwarzen Gewand, dem Tschador, auftritt, gab das Lob artig zurück, indem sie dem Minister, so schreibt die Nachrichtenagentur IRNA, für seinen Mut dankte, eine Frau für den Posten ernannt zu haben.
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