Eine ganz »normale« Woche in Kaltland

Sieben Tage, 
sieben Nächte: Wolfgang Hübner über eine Woche voller Gewalt, Hetze und Beschimpfungen gegen Flüchtlinge

  • Lesedauer: 2 Min.

Sonnabend: 20 Schläger greifen in Wismar zwei Syrer an. Brandanschläge auf geplante Flüchtlingsheime in Dresden und Freital. In Dresden wird ein Eritreer krankenhausreif geschlagen.

Sonntag: Bis zu 30 Neonazis gehen in Magdeburg mit Baseballschlägern auf 5 syrische Flüchtlinge los. In Jena wird ein Syrer verprügelt. Sprengstoff- bzw. Brandanschläge auf Flüchtlingsquartiere in Freital und Hannover. Ein »Spiegel«-Autor schreibt über eine Taxifahrer-Debatte am Flughafen Berlin-Tegel: »Wenn einer von ihnen Frau Merkel als Fahrgast bekommen hätte, hätte er sie zu einem benachbarten Gewässer gefahren, um sie mit Steinen an den Füßen im See zu versenken. Wegen ihrer Flüchtlingspolitik.« AfD-Politiker Marcus Pretzell: Flüchtlinge notfalls mit Schusswaffen abwehren.

Montag: Pegida-Frontmann Lutz Bachmann beleidigt Bundesinnenminister Heiko Maas als »schlimmsten geistigen Brandstifter seit Goebbels«. Nahe der Wohnung des Magdeburger Grünen-Abgeordneten Sören Herbst wird ein Schaufenster mit dem Schriftzug »Volksverräter Sören Herbst« und einem Galgen beschmiert. Gleiches widerfährt Robert Fietzke, Jugendpolitiker der LINKEN. Der »Tagesspiegel« teilt mit, ein Redakteur sei geschlagen und als »linke Drecksau« beschimpft worden. Teilnehmer einer NPD-Demo in Berlin greifen »Welt«-Reporter an.

Dienstag: Mehrere Männer verprügeln in Prenzlau einen Asylbewerber. Ein Feuerwehrmann aus dem sächsischen Irbersdorf weigert sich laut Zeitungsbericht, Brände in Asylbewerberheimen zu löschen. Die CSU-Ortsvorsitzende im bayerischen Zorneding tritt zurück, nachdem sie erklärt hatte, Bayern werde von einer Flüchtlingsinvasion überrannt. Ein Professor der Bergakademie Freiberg, AfD-Kreisrat, sagt bei einer Kundgebung, die meisten Flüchtlinge nutzten Grundgesetz und »Gutmenschentum« aus.

Mittwoch: Teilnehmer von AfD-Aufmärschen in Erfurt und Wittenberg posieren mit Hitler-Gruß. In Itzehoe wird ein Zugbegleiter angezeigt, der einen Flüchtling beschimpft und aus dem Zug verjagt haben soll. Der Kondomhersteller Ritex berichtet über massenhafte rechtsgerichtete Beschimpfungen, nachdem die Firma 100.000 Kondome an Organisationen gespendet hatte, die Flüchtlinge betreuen.

Donnerstag: Laut Bundeskriminalamt wurden in diesem Jahr bereits 104 Gewalttaten gegen Asylheime registriert, darunter 53 Brandstiftungen.

Freitag: Das Wahlkreisbüro des Berliner SPD-Bundestagsabgeordneten Matthias Schmidt wird mit einem Galgen beschmiert.

Preisfrage: Fühlen sich die Hetzer, Schläger, Brandstifter durch die Asylrechtsverschärfung brüskiert oder bestätigt?

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