Was mit dem Krieg begann
Stephan Fischer über Golzows neue Kinder aus Syrien
Ein trüber Tag im November 2013. Eine Reisegesellschaft macht sich mit dem Bus von Berlin aus in Richtung Oderbruch. Das Ziel: Golzow, weltberühmt geworden durch die Langzeitdokumentation von Barbara und Winfried Junge, die an diesem Tag mitreisen. Der erste Stopp: das Denkmal der Schlacht an den Seelower Höhen. Denn mit den Verheerungen der Schlacht im Oderbruch beginnt auch die Geschichte der Kinder von Golzow, die die Junges filmisch von 1961 bis 2007 begleiten.
Dort war 1961 eine Gemeindeschule neuen Typs entstanden: Auch auf dem Land sollten die Kinder nun zehn Jahre lernen können. Aus den Kindern wurden Jugendliche, Erwachsene. Ihr Leben begleiteten die Junges immer weiter, durch alle Brüche und Umbrüche nach 1989 hindurch - Barbara und Winfried Junge hätten nie gedacht, wie lange sie dort drehen würden und so auch Teil des Lebens »ihrer« Golzower wurden. Aber die werden immer weniger. Der Konsum dicht, die Leute ziehen weg, der Schule droht die Schließung - über dem Novembernachmittag 2013 liegt eine Melancholie, ein Abschiednehmen - so wie die Serie an ihr Ende kam, scheint auch dem einstigen Musterdorf ein schleichender Tod zu drohen.
2015 beginnt eine neue Geschichte mit den Verheerungen des Krieges: Familien, geflohen aus Syrien, bringen neues Leben nach Golzow - und die Schule ist auch erst einmal gerettet. Die »Kinder von Golzow« ist auch eine Geschichte vom Aufwachsen im Frieden. Nichts anderes sei den Neu-Golzowern und ihren neuen filmischen Begleitern gewünscht: Frieden.
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