Paradies falscher Vögel

Im Kino: »Ich und Kaminski« von Wolfgang Becker

  • Gunnar Decker
  • Lesedauer: ca. 6.5 Min.

Am Anfang war das Ich. So ungefähr lautet das Lebensmotto von Sebastian Zöllner. Wer das ist? Noch kennt ihn keiner, aber das soll sich bald ändern, denn er arbeitet daran, berühmt zu werden. Normalerweise kommt vor dem Berühmtsein ein Werk, das bedeutend ist, aber das sind Vorstellungen, über die dieser Dreißigjährige nur lachen kann. Natürlich kann man auch mit dem Werk eines anderen berühmt werden!

Daniel Kehlmann hat in seinem schmalen Buch »Ich und Kaminski« (die Reihenfolge ist für Zöllner nicht verhandelbar, sie ist bei ihm sozusagen genetisch festgelegt) einen Blick in das Innere der Aufmerksamkeitsmaschine geworfen, die darüber bestimmt, wer in dieser Welt etwas gilt und wer nicht. Zöllner, das ist jener halbpubertäre, maßlos überhebliche Journalist, dessen geistige Ausstattung aus »zwei oder drei Lesefrüchten« besteht - so Ernst Bloch einmal über jene Marxisten-Leninisten, die meinten, ihr Publikum permanent mit der vorg...


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