Kein Hartz IV für EU-Bürger auf Jobsuche
EuGH hält Einzelfallprüfung für unnötig
Luxemburg. Deutschland darf EU-Bürger, die in der Bundesrepublik nur kurz oder gar nicht gearbeitet haben, vom dauerhaften Bezug von Hartz IV ausschließen. Das hat der Europäische Gerichtshof (EuGH) am Dienstag entschieden. Die höchsten EU-Richter bestätigten damit die bisher in der Bundesrepublik geltende Regelung. Demnach können EU-Ausländer, die nach einer Berufstätigkeit von weniger als einem Jahr arbeitslos werden, höchstens sechs Monate lang Hartz IV bekommen.
Ein Migrant, der sich um Arbeit bemühe, dürfe zwar nicht ausgewiesen werden, so die Richter. Das Aufnahmeland müsse ihm aber nicht dauerhaft Sozialleistungen zahlen. Geklagt hatte eine Schwedin mit bosnischen Wurzeln, die 2010 mit ihren Kindern nach Deutschland gekommen war. Sie hatte in Kurzzeitjobs gearbeitet und dann Hartz IV beantragt. Das Jobcenter Berlin-Neukölln hatte nach einem halben Jahr die Unterstützung gestrichen. Das Bundessozialgericht hatte den Fall an das EU-Gericht weitergereicht.
Die Richter schlugen mit ihrem Urteil einen schärferen Kurs ein als EU-Generalanwalt Melchior Wa-thelet. Er hatte die Auffassung vertreten, dass es eine Einzelfallprüfung geben sollte. Demnach hätte sich positiv ausgewirkt, dass zwei Kinder in Deutschland in die Schule gingen. Dies deute auf eine »tatsächliche Verbindung« zum Aufnahmeland hin, so Wathelet. Der EuGH betonte jedoch, dass eine individuelle Prüfung nicht erforderlich sei - das EU-Recht sei klar genug. epd/nd Kommentar Seite 4
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.