Bürotürme sind unbeliebt
Studie der Immobilienbranche sieht nur wenig Potenzial für Höhenwachstum
Die Debatte um die Berliner Mieten- und Wohnungspolitik wird ausdauernd geführt in der Hauptstadt. Am Mittwoch meldete sich die Immobilienbranche mit einer eigens in Auftrag gegebenen Studie zu Wort. Gemäß der Analyse der Beratungsfirma Bulwiengesa gebe es aufgrund der »aktuellen wirtschaftlichen Dynamik« neues, wenn auch geringes Potenzial für Bürohochhäuser. Jedoch kämen nur wenige Standorte für Bürohochhäuser infrage. Ein Grund: Die junge Gründerszene schätzt diese Arbeitsumgebung nicht und die Mieten für die Räume hinter den modernen Glasfassaden sind zu hoch. Der Fokus liege derzeit auf den Gebieten rund um den Kurfürstendamm, um den Alexanderplatz sowie nördlich des Hauptbahnhofs. Trotz eines geringen Leerstands seien nur dort Spitzenmieten von 22 Euro und mehr pro Quadratmeter zu bekommen. Doch auch dieses Niveau sei im Vergleich zu Metropolen wie London oder Paris niedrig.
Die neuen Hochhäuser wären laut Studie wahrscheinlich nicht über 60 Meter hoch und würden vermutlich im Rahmen der städtebaulichen »Berliner Mischung« sowohl Büro-, Wohn- und Hotelräume beinhalten. Wirtschaftlich wäre laut Gottfried Kupsch, Vorstand der City AG, der Bau der Häuser erst ab Büromieten von 20 bis 22 Euro pro Quadratmeter »interessant«.
Im Gebiet um Kurfürstendamm, Breitscheidplatz und Tauentzien-straße sieht auch die Industrie- und Handelskammer (IHK) Berlin »akuten Handlungsbedarf«. Die Studie belege, dass gerade in diesen Gebieten über Hochhausprojekte nachgedacht werden müsse. »Potenzielle Standorte sind aktiv auf Baureife zu prüfen«, so Melanie Bähr, stellvertretende Geschäftsführerin der IHK Berlin.
Speziell die dynamische Start-Up-Szene ist für die Investoren ein entscheidender Pluspunkt Berlins und zugleich ökonomischer Hoffnungsträger. Wenn junge Unternehmen wachsen und größere Räume benötigen, könnten laut Studie die neuen Bürohochhäuser diesen Bedarf füllen. Der Bau von Hochhäusern sei gerade in Berlin umstritten, gibt Architekt Christoph Langhof zu. Zu wenig Leute würden erkennen, dass Hochhäuser »ökologisch sinnvoll« seien, ist Kupsch überzeugt. Langhof fügte hinzu, dass es in Berlin zu Verdichtung und Höhenwachstum keine Alternative geben würde. »Wem dies nicht gefällt, der könne immer noch nach Rostock oder München ziehen«, so Langhof. Für Mitte gibt es bereits konkrete Pläne zur Bebauung mit Hochhäusern.
Wir behalten den Überblick!
Mit unserem Digital-Aktionsabo kannst Du alle Ausgaben von »nd« digital (nd.App oder nd.Epaper) für wenig Geld zu Hause oder unterwegs lesen.
Jetzt abonnieren!
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.