Mit dem Fußball kauf ich mir ...
Formen des Investorenspiels
Große Investitionen in Profifußballvereine oder Kapitalgesellschaften sind heute in den höchsten Profiligen Europas Normalität. Egal ob einzelner Mäzen oder Staatsfonds - alle Investoren versprechen sich über das Vehikel Fußball einen Gewinn. Dieser kann aber durchaus mit hohem monetären Verlust erkauft werden.
Zunächst sind dort zu Geld gekommene Mäzene, die »ihre« Vereine ganz nach oben bringen wollen - Fußballmanagerspieler mit echtem Geld. In diese Kategorie fallen Elton Johns Millionen für den englischen FC Watford in den 80er Jahren oder auch zum Teil der Aufstieg der TSG Hoffenheim durch die Finanzierung Dietmar Hopps. Fußballvereine können auch Vehikel sein, um das Sozialprestige zu erhöhen: Der ägyptische Milliardär Mohamed Al-Fayed kaufte neben dem Londoner Kaufhaus Harrods 1997 auch den altehrwürdigen Londoner FC Fulham. Den gewünschten Aufstieg ins englische Establishment konnte sich Al-Fayed damit allerdings nicht erkaufen, selbst die britische Staatsbürgerschaft blieb ihm bis heute verwehrt.
Den in Fulham ansässigen FC Chelsea kaufte 2005 der russische Oligarch Roman Abramowitch für mehr als 200 Millionen Euro. Seitdem verbrennt der Klub Geld wie Heu, gewinnt aber Meisterschaften und Champions-League-Titel. Abramowitsch hat neben einem europäischen Spitzenverein einen Fuß in England, wenn die Stimmung in den politischen Kreisen Russlands gegen ihn umschlägt. Und über Fußballklubs als wirtschaftliche Einheiten lassen sich auch große Summen bewegen.
Die monetär lukrativste Übernahme aller Zeiten - für den Investor, nicht den Klub - fand ebenfalls 2005 in Manchester statt. Malcolm Glazer hatte mithilfe eines Kredits die Aktienmehrheit bei Manchester United übernommen, nahm den Klub von der Börse, und übertrug das Darlehen auf United. Der muss mit bis zu 80 Millionen Pfund pro Jahr für die Tilgung aufkommen. Der Klub gehört heute Glazers Kindern und ist dazu verdammt, sich jedes Jahr für die Champions League qualifizieren zu müssen (Hinspiel 3:1 gegen den FC Brügge am Mittwoch), um mit genügend Umsatz die Forderungen zu bedienen.
Institutionelle Investoren haben meist andere Interessen. Red Bull hat in Leipzig einen Klub zu Marketingzwecken gegründet, Volkswagen gehören gleich zwei Fußball-Bundesligisten (VfL Wolfsburg und Ingolstadt). Investments aus den Golfstaaten wie bei Manchester City (Dubai) oder Paris St. Germain (Katar) sollen auch das Image der Wüstenstaaten heben - und Geld im Ausland anlegen, was Rohstoffpreisschwankungen ausgleichen kann und die Inflation am Golf nicht zu hoch steigen lässt.
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