Protest unter Palmen

»Beyond Europe Camp« im griechischen Chalkidiki

  • John Malamatinas, Ierissos
  • Lesedauer: 2 Min.
Das internationale Treffen der antiautoritären Bewegung soll der Vernetzung dienen. Vor Ort sind aber auch Aktionen gegen den Goldabbau im Urlaubsparadies geplant.

Strand, Palmen, strahlender Sonnenschein und blauer Himmel - es ist wahrlich ein ungewöhnlicher Ort für ein Polit-Camp. Am Dienstag haben sich Aktivisten aus ganz Europa in Ierissos zusammengefunden, in einem Dorf in der nordgriechischen Urlaubsregion Chalkidiki. Eine Woche lang halten sie dort das Camp der antiautoritären Plattform »Beyond Europe« ab.

Über 500 Menschen aus 14 Ländern werden erwartet, um einerseits die transnationale Vernetzung voranzutreiben, anderseits die lokale Bevölkerung in ihrem Kampf gegen die Goldminen zu unterstützen. Allein aus Deutschland werden laut Organisatoren 200 Protestcamper aus etwa 15 Städten anreisen. Schon seit dem Wochenende ist ein Wandel der Stimmung auf dem zentralen Dorfplatz und den umliegenden Geschäften Ierissos’ spürbar. Autos fahren hin und her, um die Ankommenden zum Camp zu bringen. Die Einwohner probieren sich in ihren Sprachkenntnissen, um den Aktivisten den Fußweg zu erklären.

Doch beim Aufbau des Lagers stoßen die Teilnehmer auf die ersten Komplikationen. Wird der Wasserdruck für die selbstgebauten Duschen reichen? Wie werden Sitzmöglichkeiten für alle organisiert? Das Camp ist, so wie es sich für Antiautoritäre und Bewegungslinke gehört, selbstorganisiert. In Arbeitsgruppen wird für Infrastruktur wie Küche, Sauberkeit und Technik gesorgt.

Die Teilnehmer haben sich für die Woche Einiges vorgenommen. Es soll vor allem diskutiert werden: über soziale Kämpfe in der Krise, den Kampf gegen die Festung Europa und Solidarität mit den kurdischen Autonomiegebieten (Rojava). Es sind aber auch Veranstaltungen außerhalb des Camps geplant, etwa eine Diskussion auf dem Dorfplatz von Ierissos von Vertretern der außerparlamentarischen Organisation ANTARSYA, dem Netzwerk Antiautoritäre Bewegung und der Regierungspartei SYRIZA über die aktuelle Situation in Griechenland und das Spannungsverhältnis zwischen Partei und sozialen Bewegungen.

Die Regierung unter Führung der Linkspartei SYRIZA ist vor Ort umstritten. Seit sechs Monaten wartet die Bewegung gegen den Goldabbau in Chalkidiki auf die Einlösung des Wahlversprechens von Premier Alexis Tsipras, einen sofortigen Stopp des Projekts der kanadischen Firma Eldorado Gold zu veranlassen. Im Rahmen des Camps ist am 23. August eine Demonstration zur Baustelle vorgesehen. Der Widerstand gegen die Minen erreichte zuletzt aufgrund von Repression, aber auch Enttäuschung. Die jüngsten Äußerungen von Tsipras, die einen Kurswechsel der Regierung suggerieren, haben für großen Frust gesorgt und den Konflikt wieder aufgewärmt. Auf dem Dorfplatz von Ierissos wird schon gemurmelt, dass »am 23. August die Geduld zu Ende geht«.

App »nd.Digital«

In der neuen App »nd.Digital« lesen Sie alle Ausgaben des »nd« ganz bequem online und offline. Die App ist frei von Werbung und ohne Tracking. Sie ist verfügbar für iOS (zum Download im Apple-Store), Android (zum Download im Google Play Store) und als Web-Version im Browser (zur Web-Version). Weitere Hinweise und FAQs auf dasnd.de/digital.

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.

- Anzeige -
- Anzeige -