Mietpreisbremsenkrach in Erfurt
Kein Streit? Nur »Diskussionen« zwischen Rot und Rot in Thüringen
Erfurt. Weil es in Thüringen anders als in Berlin derzeit noch in keiner Stadt eine Mietpreisbremse gibt, wirft der stellvertretende SPD-Landesvorsitzende Carsten Schneider der Linkspolitikerin Birgit Keller Versäumnisse vor. »Es war lange vorher klar, wann die Mietpreisbremse kommt und dass die Bundesländer tätig werden müssen«, sagt Schneider. »Infrastrukturministerin Birgit Keller ist zu spät aktiv geworden. Ihr Versäumnis ist es, dass es in Thüringen noch immer keine Mietpreisbremse gibt und weiterhin überteuerte Mieten bezahlt werden müssen.« In Berlin wirke die eingeführte Deckelung der Mieten bereits. Die Einführung einer Mietpreisbremse für Erfurt, Weimar und Jena gilt als wahrscheinlich. In allen drei Städten stellt die SPD die Oberbürgermeister.
Kellers Staatssekretär Klaus Sühl reagiert bissig auf diese Kritik. Er halte es für möglich, »dass Carsten Schneider den Fortgang der Aktivitäten zur Mietpreisbremse in Thüringen in den letzten Wochen und Monaten nicht im Detail mitverfolgen konnte«. Schneider ist Bundestagsabgeordneter und verbringt seinen politischen Alltag in Berlin. »Thüringen ist mit allen anderen Flächenländern, die die Einführung einer Mietpreisbremse planen, gleichauf«, sagt Sühl. »Mit den Oberbürgermeistern aus Jena, Erfurt und Weimar hat Ministerin Keller vereinbart: Gründlichkeit in der Vorbereitung geht vor Schnelligkeit in der Umsetzung.«
Derlei Kritik kontert der SPD-Mann wiederum so: »Ich kenne und verfolge die Lage auf dem Thüringer Wohnungsmarkt seit Jahren.« Oder: »Mit ihrem Verweis auf die Beteiligungen der OB versucht Ministerin Keller, ihre zeitlichen Versäumnisse zu kaschieren.«
Thüringens Ministerpräsident Bodo Ramelow (LINKE) hatte zu Beginn der parlamentarischen Sommerpause im Freistaat erklärt, viele der Diskussionen innerhalb von Rot-Rot-Grün würden irrtümlich für einen Streit gehalten - nachdem es zuletzt immer wieder zu koalitonsinternem Streit gekommen war. sh
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
Das »nd« bleibt gefährdet
Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!
Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:
→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.
Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.