Der Vertraute

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 2 Min.

Die Hardliner in der Eurogruppe haben sich nicht nur bei der vorläufigen Einigung mit Griechenland über Reformauflagen im Gegenzug für weitere finanzielle Unterstützung durchgesetzt. Auch bei der Wahl ihres Vorsitzenden behielten zu Wochenbeginn die Verfechter des Austeritätskurses um Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble die Oberhand. Jeroen Dijsselbloem darf als nunmehr verdienter Bändiger der SYRIZA-geführten Regierung weiter das informelle Gremium der Euro-Finanzminister leiten. Darauf verständigten sich die 19 Länder-Vertreter am Montagnachmittag.

Damit verstößt die Bundesregierung gegen eine ebenso informelle Absprache vom Sommer 2014 - Spanien stimmte Donald Tusk als neuem EU-Ratspräsidenten zu und sollte als Ausgleich den Posten in der Eurogruppe erhalten - und stärkt ihrem Vertrauten, innenpolitisch aber nicht unumstrittenen Dijsselbloem den Rücken. Der 49-jährige Niederländer erhielt den Vorzug aber auch, weil nicht sicher ist, wie lange sein nun unterlegener spanischer Amtskollege Luis de Guindos überhaupt noch Finanzminister ist. Seine konservative Partido Popular steht im Herbst vor der Abwahl.

Dijsselbloem geht nach wochenlangen Debatten gestärkt aus dem Kampf um die Krisenpolitik hervor und das wird in der kommenden Zeit zu spüren sein. Denn der Eurogruppenchef ist auch Vorsitzender im Gouverneursrat des Europäischen Stabilitätsmechanismus (ESM), der über ein neues Programm für Griechenland entscheiden wird.

Auch die Medien weiß er anders als noch bei der Programmerstellung für Zypern kurz nach Amtsübernahme vor zweieinhalb Jahren an seiner Seite. Wurde sein rüder Verhandlungsstil und seine Unerfahrenheit als Nachfolger von Jean-Claude Juncker damals noch kritisiert, wird Dijsselbloem für sein technokratisches, unnachgiebiges Auftreten heute als »Brückenbauer« gefeiert. Ob Efklidis Tsakalotos oder ein anderer griechischer Finanzminister, wer immer dem Sozialdemokraten nun gegenübersitzt, wird es nicht einfacher haben als der von ihm vergrätzte Yanis Varoufakis.

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