Kaczynskis Getreue

PERSONALIE

  • Julian Bartosz, Wroclaw
  • Lesedauer: 2 Min.

Sollte am 18. Oktober nach Andrzej Dudas Sieg bei der Präsidentenwahl im Mai »Recht und Gerechtigkeit« (PiS) auch die stärkste Partei im Sejm sein, wird Polens Premierministerin Beata Szydlo heißen.

Kandidatin ist sie seit einigen Tagen und dem Wahlkonvent, auf dem sie von Parteichef Jaroslaw Kaczynski vorgestellt wurde. Sie sei eigentlich dessen Strohmann im Rock und solle das Steuerrad nach strikten Anweisungen des Chefs lenken - so die allgemeine Meinung im »gutbürgerlichen« Lager.

Im Konvent begann die sonst sehr leise sprechende Kandidatin laut und entschlossen: »Ich heiße Szydlo, Beata Szydlo.« Das klang nach »My Name is Bond, James Bond«. Doch gibt es nichts zu rätseln. Der PiS-Präses behält die strategischen Zügel in der Hand. Gleichwohl wird Frau Szydlo in der Ausführung weitgehende Selbstständigkeit gestattet.

Die 52-jährige »Frau aus der Provinz«, wie sie sich selbst bezeichnet, und Mutter zweier erwachsener Söhne gehört als stellvertretende Vorsitzende seit 2010 dem engen Führungskreis der PiS an. Sie leitete im Sejm den Finanzausschuss und gilt als Wirtschaftsexpertin. Als Vorsitzende des Wahlkomitees von Andrzej Duda darf sie wohl dessen Sieg auch für sich buchen. Ihr Ansehen als Politikerin wuchs.

Aus einer Bergmannsfamilie in Oberschlesien stammend (Großvater schaufelte ebenfalls Kohle), wollte sie aber nicht an der Akademie für Bergbau in Krakow studieren, sondern in der gleichen Stadt Ethnologie an der Jagiellonen-Universität. Ihr erster Arbeitsplatz war das Nationalmuseum in Krakow. Sie kehrte aber bald nach Brzeszcze zurück, leitete dort das Kulturzentrum und wurde mit 35 Jahren Bürgermeisterin. Für die PiS holte sie ein Mandat im Sejm.

Beata Szydlo ist streng katholisch und hält es bei Abtreibung, gleichgeschlechtlichen Ehen oder künstlicher Befruchtung vorbehaltlos mit den Bischöfen, schminkt sich nicht und gibt sich sportfreundlich.

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