Amazon steuert jetzt was bei
Grit Gernhardt über erwünschte und unerwünschte Kreativität
Sind Sie kreativ? Kaum ein Vorstellungsgespräch kommt ohne diese Frage aus. Mal davon abgesehen, dass unterschiedliche Auffassungen darüber herrschen dürften, was genau damit gemeint ist, gibt es aber auch unerwünschte Formen der Kreativität - etwa bei der Steuerzahlung. Der Staat verzeiht den Unternehmen ja bekanntlich vieles, aber wenigstens ein paar Euro Abgaben sollen Multis wie Amazon, Apple oder Google dann doch auf ihre Milliardeneinnahmen in Deutschland zahlen. Bisher hatten die Unternehmen ihre Steuern gern in Ländern wie Irland oder Luxemburg abgeführt, die extrem niedrige Steuersätze bieten.
Nach Luxemburg-Leaks und EU-Schelte kommt zumindest Amazon nun mit einem neuen Konzept. Bei der regelmäßigen Untersuchung der Firmenstrukturen habe man sich dazu entschieden, die hierzulande erwirtschafteten Gewinne seit Anfang Mai auch hierzulande zu versteuern, hieß es. Welche Selbstverständlichkeit kommt wohl als nächstes? Vernünftige Arbeitsbedingungen und Bezahlung für alle Mitarbeiter? Aber keine Sorge, bei der Frage, welche Gewinne welchem Standort zugewiesen werden, gibt es genug Raum für Kreativität. Diese einzudämmen ist eine Aufgabe, die nur von der EU gelöst werden kann. Solange Schlupflöcher da sind, wird eine kreative Steuerabteilung die Konzerne immer wieder hindurchschlüpfen lassen.
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