»Ihr merkt, wie aufgewühlt ich bin«

Eine Feier in Hamburg zum 80. Geburtstag würdigt den großen Schauspieler Rolf Becker - vor allem aber die politischen Themen seiner Arbeit

  • Lesedauer: 3 Min.

Hamburg. Schauspieler Rolf Becker hat seinen 80. Geburtstag gemeinsam mit seinen Kindern Ben Becker (50) und Meret Becker (46) bei einem öffentlichen Festakt im Hamburger Schauspielhaus gefeiert. Sichtlich gerührt dankte der Jubilar am Samstag den Gästen im fast voll besetzten Theater: »Ihr merkt, wie aufgewühlt ich bin«. Neben Ben und Meret standen viele Wegbegleiter Beckers auf der Bühne. Am 31. März war er 80 Jahre alt geworden.

Veranstaltet wurde der Festakt von der Geschichtswerkstatt St. Georg - inhaltlich ging es dabei weniger um Becker selbst. »Aber jetzt nicht wegen mir so eine Feier«, soll Becker laut Mitveranstalter Michael Joho gesagt haben. Vielmehr ging es um Themen, für die sich der Schauspieler seit Jahren politisch und sozial engagiert. Ein Vertreter der Hamburger Lampedusa-Gruppe dankte dem Schauspieler für seine Solidarität. Auch die aktuelle Lage in Griechenland war Thema - ein Schwerpunkt der politischen Arbeit Beckers. Zu den Gästen gehörte auch die Auschwitz-Überlebende Esther Bejarano. Die 90-Jährige sang das jiddische Lied »Mir lebn ejbig« und bezeichnete Becker als ihren Bruder.

In den 1970er Jahren unterstützte Becker einen Radiosender in Nicaragua, in den 1990er Jahren demonstrierte er gegen die NATO-Angriffe in Ex-Jugoslawien, was ihm auch heftige Kritik einbrachte. Unermüdlich ist Becker bis heute im Einsatz gegen das Vergessen der NS-Vergangenheit. Aktuell fordert der Schauspieler Solidarität mit den Griechen: »Man kann nicht Politik machen in der Illusion, man könne die Geschichte vernachlässigen«, sagte er einmal.

Geboren in Leipzig, wuchs Becker ab Kriegsbeginn 1939 auf dem Bauernhof seiner Großeltern in Osterstedt/Holstein auf. Schon mit neun Jahren stand er in dem Stück »De Wett« (Die Wette) von Fritz Reuter auf der niederdeutschen Dorfbühne. In Bremen geht Becker, dessen Vater im Krieg fiel, aufs Gymnasium, ist von Schillers »Die Räuber« schwer beeindruckt, später spielt er mit Freunden »Der dritte Mann« in einer ausgebombten Wohnung.

Mit kleinen Rollen an den Münchner Kammerspielen begann Becker seine Theaterkarriere, nach Stationen in Darmstadt und Ulm wechselt er 1963 ans Theater Bremen. Hier inszenierte er auch, bis er 1969 fristlos entlassen wurde. »Wir dachten, wir können das Theater der Zukunft installieren. Wir haben eine Operette auch schon mal unterbrochen, um gegen die Notstandsgesetze zu protestieren«, erinnerte er sich einmal an die Zeit der Studentenproteste.

Nach Engagements am Hamburger Schauspielhaus und am Thalia Theater avancierte Becker rasch zu einem der gefragtesten Theaterschauspieler und machte auch im Fernsehen und beim Film Karriere (»Trenck«-Serie, 1971, »Die verlorene Ehre der Katharina Blum«, 1976). »Kein Mensch ist nur gut. Und kein Mensch ist nur böse. Sondern jeder Mensch hat beide Seiten in sich - das war das Rollenfeld, was mich am meisten interessiert hat.« dpa/nd

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