Arbeiterjunge

Tricky gastiert im Berliner Yaam

  • Thomas Blum
  • Lesedauer: 3 Min.

Man kann nicht behaupten, dass der vor wenigen Tagen 47 Jahre alt gewordene Brite ein großer Freund der Politiker wäre. »Diese Menschen - Thatcher, die Queen, Politiker im allgemeinen - sind Teil des Problems«, sagte Adrian Thawes, besser bekannt unter dem Namen Tricky, vor etwa anderthalb Jahren im Gespräch mit dem »nd«. Seine Jugend in einem Armenviertel der Stadt Bristol habe ihn gelehrt, dass er ein »Junge aus der Arbeiterklasse« sei. Die reaktionäre Entsolidarisierungs- und Privatisierungspolitik der konservativen Tories habe seinerzeit verheerende Auswirkungen in der Region gehabt, in der er großgeworden sei, und Margaret Thatcher sei »immer der Feind« gewesen, sagte er. Auch gehörte Tricky, der von althergebrachten Rockmusik- und Männer-HipHop-Images wie dem des Großmauls mit den dicken Eiern eher angewidert war, stets zu jenen, die - bevor andere es später aus PR-Gründen taten - klassische Geschlechterstereotype durchbrachen.

Der Genrebegriff »Triphop«, mit dem man in den 90er Jahren den bis dahin ungewohnten somnambul-hypnotischen »Bristol-Sound« von Bands wie Portishead und Massive Attack zu umschreiben suchte, dürfte mittlerweile auf dem Müllhaufen der Musikgeschichte gelandet sein, nicht aber die so bezeichnete Musik und ihre musikalischen Folgen. Trickys 1995 erschienenes Debütwerk »Maxinquaye«, auf dem erstmals der für ihn typisch gewordene Paranoia-HipHop-Blues erklang, begeisterte die Kritiker.

Tricky selbst aber war nach der Jahrtausendwende künstlerisch abgemeldet und längere Zeit weg vom Fenster, gemütskrank, fühlte sich als lebender Spielball der Musikindustrie, über die er bis heute keine besonders freundlichen Worte verliert. Bis er sich schließlich vor zwei Jahren aufrappelte und einen Neuanfang wagte. Bezeichnenderweise nannte er das Label, das er gründete, »False Idols«, auf Deutsch: Falsche Idole.

Der Mann, der sich erstaunlicherweise nahezu ausschließlich von Marihuanarauch und Espresso zu ernähren scheint, hat im vergangenen Herbst sein elftes Album (»Adrian Thaws«) veröffentlicht. Darauf findet sich wenig Überraschendes, eher Solides und Erwartbares: mal unterkühlte, mal kämpferische Frauenstimmen, die über schleppende Polter- und Knurpselbeats gemischt sind. Dazwischen murmelt und sprechsingt Tricky wie immer mehr oder weniger Geheimnisvolles und Bitteres über das Leben der wenig Privilegierten, über Rassismus, Geschlechterklischees und das Wünschenswerte an einer Revolution (»Who has created the Slum and the Ghetto, that you’re living in?«). Trickys Rolle ist dabei die des Komponisten und Arrangeurs, der sich mit jungen Talenten umgibt und den von ihm miterfundenen Bristol-Sound so modernisiert und variiert, um nicht in Gefahr zu geraten, immer nur die eigene Klangwelt zu recyceln.

»Was meine Musik bis heute kennzeichnet, ist eher eine Atmosphäre als ein Stil«, sagte er auch in dem eingangs erwähnten nd-Gespräch. Das ist bis heute so.

Tricky, 30.1., Yaam, An der Schillingbrücke, 20.30 Uhr.

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