Internet-Sperre für »Charlie Hebdo«-Titel in Türkei verfügt
»Charlie Hebdo« in Frankreich nach kurzer Zeit vergriffen / Vertrieb: Auflage wird auf fünf Millionen erhöht / Al Qaida im Jemen bekennt sich zu Anschlag auf »Charlie Hebdo«
Update 15.10 Uhr: Ein Gericht in der Türkei hat die Sperrung von Internetseiten angeordnet, die das Titelbild der neuen Ausgabe der französischen Satirezeitung »Charlie Hebdo« zeigen. Dies berichtete am Mittwoch die amtliche Nachrichtenagentur Anadolu. Auf der Titelseite der am Mittwoch veröffentlichten ersten Ausgabe von »Charlie Hebdo« seit dem tödlichen Angriff auf die Zeitung vor einer Woche ist ein weinender Prophet Mohammed zu sehen, der ein Schild mit der Aufschrift »Je suis Charlie« hält.
»Charlie Hebdo« in Frankreich nach kurzer Zeit vergriffen
Paris. Die ersten 700 000 Exemplare der neuen Ausgabe von »Charlie Hebdo« sind in Frankreich innerhalb weniger Stunden verkauft worden. An den rund 27 000 Zeitungskiosken und anderen Verkaufsstellen im Land hieß es bereits am Vormittag »Nichts geht mehr«, wie die Händlerorganisation UNDP berichtete.
Der Vertrieb teilte mit, statt der ursprünglich geplanten drei Millionen Exemplare nun fünf Millionen Exemplare drucken zu wollen. Bereits am Mittwochnachmittag sollte es neue Lieferungen geben. Damit hat sich die angestrebte Auflage von zunächst einer und dann drei Millionen noch einmal kräftig erhöht. Vor dem Anschlag lag die »Charlie«-Auflage bei 60 000 Exemplaren.
Die am Mittwoch erschienene »Nummer der Überlebenden« wird in fünf Sprachen übersetzt und soll in mehr als 20 Ländern vertrieben werden. Das ist ein Rekord für die französische Presse und ein Ergebnis des weltweiten Echos, das die Anschläge von Paris hervorgerufen haben.
Die erste Ausgabe nach den Anschlägen hat den Propheten Mohammed auf der Titelseite und umfasst nur 16 Seiten Satire und Hommage an die von Terroristen getöteten Kollegen. Um die Ausgabe Nummer 1178 planen zu können, war die Redaktion bei der Zeitung »Libération« untergekommen.
Al Qaida im Jemen bekennt sich zu Anschlag auf »Charlie Hebdo«
Die Terrororganisation Al-Qaida auf der arabischen Halbinsel (AQAP) hat sich zum Angriff auf die Redaktion des französischen Satiremagazins »Charlie Hebdo« bekannt. Der Anschlag sei auf Befehl von Al Qaida-Chef Aiman al-Sawahiri verübt worden, erklärte ein hochrangiges Mitglied der im Jemen ansässigen Gruppen am Mittwoch in einem Internetvideo.
AQAP habe den Anschlag geplant, finanziert und das Ziel ausgesucht, sagte er weiter. Der Angriff sei eine Rache für die Beleidigung des Propheten Mohammed.
Die beiden islamistischen Terroristen Chérif und Saïd Kouachi hatten laut Augenzeugen bei der Tat angegeben, im Auftrag von AQAP zu handeln. Der Ältere der beiden soll in einem jemenitischen Ausbildungslager von Al Qaida gewesen sein.
Der bei dem Attentat getötete frühere Redaktionsleiter von »Charlie Hebdo«, Stéphane Charbonnier, stand zudem in dem digitalen Dschihadisten-Magazin »Inspire« auf einer »Fahndungsliste«. Das Magazin wird von AQAP herausgegeben.
Die Terrorgruppe ist einer der aktivsten Ableger des weltweit agierenden Al Qaida-Netzwerks. Die sunnitischen Extremisten nutzen den instabilen Jemen unter anderem als Rückzugsort und Rekrutierungsbecken. Im Jemen verüben sie immer wieder Anschläge. Agenturen/nd
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