»Die Erde riecht großartig«

Alexander Gerst und zwei Kollegen landeten in Kasachstan / Der Raumfahrer wird in Köln untersucht und an das Leben auf der Erde gewöhnt

  • Lesedauer: 3 Min.
Fast ein halbes Jahr hat der deutsche Astronaut Alexander Gerst auf der Internationalen Raumstation ISS geforscht. Nun hat ihn die Erde wieder: Der Geophysiker landete mit zwei Kollegen in Zentralasien.

Arkalyk. Nach fast 166 Tagen auf der Internationalen Raumstation ISS ist der deutsche Astronaut Alexander Gerst wohlbehalten in der Steppe von Kasachstan gelandet. »Die Erde riecht großartig. Und mir ist zum ersten Mal das Wort «Heimatplanet» wirklich klar geworden«, schrieb der 38-jährige Geophysiker nach der Ankunft in der zentralasiatischen Ex-Sowjetrepublik bei Twitter. Die Sojus-Kapsel mit Gerst und dem Russen Maxim Surajew sowie dem US-Amerikaner Reid Wiseman setzte am Montagmorgen gegen 4.58 Uhr MEZ (9.58 Uhr Ortszeit) in der leicht verschneiten Landschaft auf. Etwa dreieinhalb Stunden zuvor hatte sie vom Außenposten der Menschheit abgekoppelt. Gerst war der elfte Deutsche im Weltall.

Deutschlands Raumfahrtchef Jan Wörner zeigte sich erleichtert nach der Landung. »Man fühlt sich ja verantwortlich für die Menschen. Nun geht es darum, Alexander Stück für Stück wieder an die Schwerkraft heranzuführen«, sagte der Leiter des Deutschen Zentrums für Luft- und Raumfahrt (DLR) in Köln. Mediziner rechnen mit einer längeren Kur für Gerst, da Muskeln, Knochen und Immunsystem nach fast einem halben Jahr in der Schwerelosigkeit erheblich geschwächt sind. Gerst sollte noch am Montag nach Köln fliegen, wo er im hochmodernen DLR-Labor medizinisch betreut wird. Mit ihm wird zum ersten Mal ein zurückgekehrter Astronaut in Deutschland untersucht und wieder an das Leben auf der Erde gewöhnt. »Es ist schön, wieder zu Hause zu sein. Nur die Schwerkraft zieht mich etwas runter«, meinte Gerst.

Das rund drei Tonnen schwere Raumschiff war bei frostigen Temperaturen von Fallschirmen gebremst in der Steppe gelandet. Das russische Staatsfernsehen zeigte, wie Helfer die Rückkehrer aus der engen Sojus trugen. Gerst schützte seinen kahlgeschorenen Kopf mit einer weißen Schirmmütze und reckte lächelnd die rechte Faust.

Bei seiner ersten Reise in den Kosmos habe er sich gut gefühlt, sagte der Mann aus Künzelsau (Baden-Württemberg) in Russisch. »Danke an alle für die Unterstützung«, meinte Gerst. Surajew lobte die »tolle Zusammenarbeit« von Russland, den USA und Deutschland. »Jeder sollte vom Beispiel der ISS-Raumfahrer lernen«, unterstrich er. Nach der Ankunft etwa 82 Kilometer nördlich von Arkalyk mussten die Heimkehrer die erste Zeit auf Klappsesseln verbringen. »Ihr Orientierungssinn ist noch gestört«, sagte ein Arzt. In Decken gehüllt, winkte das Trio in die Kameras. Dann trugen Helfer die Männer zur weiteren Untersuchung in ein großes Zelt.

Seit Ende Mai hatten Gerst, Surajew und Wiseman rund 400 Kilometer über der Erde geforscht. Unter den wissenschaftlichen Versuchen waren etwa Experimente zur Alterung der Haut und mit Metallen für Turbinen.

Nach dem Heimflug von Surajew übernahm der Amerikaner Barry Wilmore den Chefposten auf der ISS. Außer ihm arbeiten noch Jelena Serowa und Alexander Samokutjajew aus Russland auf der Raumstation. dpa/nd

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