Keine Chance im Scheitern

Katja Herzberg zur Diskussion über Aufnahmequoten für Flüchtlinge

  • Katja Herzberg
  • Lesedauer: 1 Min.

»So wie die Lage jetzt ist, kann sie nicht weitergehen«, meint Bundesinnenminister Thomas de Maizière. Das ist ein indirektes Eingeständnis des Scheiterns der EU-Asylpolitik und ihres Grundpfeilers, des Dublin-Systems. Doch von der Abschaffung der unfairen Zuständigkeitsregelung und dem Aufbau eines echten Asylsystems ist von ihm nichts zu hören.

Denn er und die meisten seiner EU-Ministerkollegen sind keineswegs daran interessiert, das Sterben auf dem Mittelmeer zu beenden oder auch nur einen Flüchtling mehr als unbedingt nötig aufzunehmen. Darüber kann auch der plötzlich eingebrachte Vorschlag von Quoten zur Verteilung der Flüchtlinge nicht hinwegtäuschen. So will de Maizière bestimmt keine Aufrechnung, in die die Wirtschaftskraft und das Pro-Kopf-Einkommen einbezogen werden. Dann müsste Deutschland mehr Schutzsuchende als bisher aufnehmen. Und schon gar nicht würde de Maizière zuvor ermitteln wollen, wie viele Menschen gern in der EU Schutz suchen würden.

Das Gerede von Quoten lenkt letztlich nur von den tatsächlich getroffenen Maßnahmen ab - der Verschärfung der Abwehr von Flüchtlingen und der Eindampfung der Seenotrettung. Von einer Kehrtwende, die das Scheitern der EU-Politik ernst nehmen und als Chance nutzen würde, ist auch nach diesem Ministertreffen nichts zu erkennen.

Werde Mitglied der nd.Genossenschaft!
Seit dem 1. Januar 2022 wird das »nd« als unabhängige linke Zeitung herausgeben, welche der Belegschaft und den Leser*innen gehört. Sei dabei und unterstütze als Genossenschaftsmitglied Medienvielfalt und sichtbare linke Positionen. Jetzt die Beitrittserklärung ausfüllen.
Mehr Infos auf www.dasnd.de/genossenschaft
- Anzeige -

Das »nd« bleibt gefährdet

Mit deiner Hilfe hat sich das »nd« zukunftsfähig aufgestellt. Dafür sagen wir danke. Und trotzdem haben wir schlechte Nachrichten. In Zeiten wie diesen bleibt eine linke Zeitung wie unsere gefährdet. Auch wenn die wirtschaftliche Entwicklung nach oben zeigt, besteht eine niedrige, sechsstellige Lücke zum Jahresende. Dein Beitrag ermöglicht uns zu recherchieren, zu schreiben und zu publizieren. Zusammen können wir linke Standpunkte verteidigen!

Mit deiner Unterstützung können wir weiterhin:


→ Unabhängige und kritische Berichterstattung bieten.
→ Themen abdecken, die anderswo übersehen werden.
→ Eine Plattform für vielfältige und marginalisierte Stimmen schaffen.
→ Gegen Falschinformationen und Hassrede anschreiben.
→ Gesellschaftliche Debatten von links begleiten und vertiefen.

Sei Teil der solidarischen Finanzierung und unterstütze das »nd« mit einem Beitrag deiner Wahl. Gemeinsam können wir eine Medienlandschaft schaffen, die unabhängig, kritisch und zugänglich für alle ist.