Trauer und weiteres Rätselraten

Niederländisches Parlament gedenkt der Opfer von Flug MH17 / Ursachen weiter unklar

  • Guido Speckmann
  • Lesedauer: 3 Min.
Während die Aufklärung über die Ursache des mutmaßlichen Abschusses des malaysischen Flugzeuges weiter auf sich warten lässt, schießen Spekulationen ins Kraut.

Am Dienstag hat das niederländische Parlament mit einer Schweigeminute den Opfern von Flug MH17 seinen Respekt bezeugt. Ministerpräsident Mark Rutte sprach bei einer Feierstunde in Den Haag den Angehörigen der 298 Toten sein tiefes Mitgefühl aus. »Gemeinsam sind wir wütend, gemeinsam sind wir traurig, gemeinsam gedenken wir.« Die meisten der Opfer waren Niederländer. Bisher konnte die Identität von 183 Menschen festgestellt werden. Unklar ist weiterhin, ob alle menschlichen Überreste geborgen wurden. Die Vorsitzende der Zweiten Kammer des Parlaments, Anouchka van Miltenburg, nannte die Katastrophe »eine tiefschwarze Seite in unserer Geschichte«.

Das malaysische Passagierflugzeug mit der Flugnummer MH17 war am 17. Juli über von separatistischen Rebellen kontrollierten Gebieten in der Ukraine abgestürzt. Daraufhin entbrannte umgehend ein Informationskrieg über die Schuldfrage, Verschwörungstheorien inklusive. Mehr noch in den westlichen Medien als bei den Regierungen schien sofort klar zu sein, wer für den Absturz zumindest mitverantwortlich ist: Putin. Russland soll demnach die prorussischen Rebellen entweder mit Boden-Luft-Raketen ausgestattet oder auf diese entsprechenden Einfluss ausgeübt haben, so eine gängige Version in der westlichen Presse. Diese Behauptung wurde Grundlage von Politik. Der Westen verschärfte am 22. Juli seine Sanktionen gegen Russland - ungeachtet der Tatsache, dass bis dato keine Beweise für die Mitverantwortung der russischen Seite vorliegen.

Nun sind sechs Wochen verstrichen - und diese Spanne wurde wohl selbst dem russischen Auenminister zu lang. Sergej Lawrow hatte sich vor einer Woche verärgert gezeigt, dass die internationale Gemeinschaft offenbar jedes Interesse an der Aufklärung des Absturzes der Passagiermaschine verloren zu haben scheint.

Und in der Tat war ja schnelle Aufklärung versprochen worden. Offizieller Stand indes ist: Nachdem die ukrainischen Behörden die Untersuchung an die Niederlande übertragen haben, koordiniert deren Behörde Onderzoeksraad voor Veiligheid (OVV) die Arbeiten eines internationalen Teams aus vornehmlich der Ukraine, Malaysia und Australien. Ebenso ist die UN-Sonderorganisation Internationale Zivilluftfahrtorganisation involviert. Auf der Website der OVV heißt es, dass angesichts der komplexen Umstände am Ort - dort wird gekämpft, weshalb die Untersuchungsarbeiten seit dem 7. August ruhen - das Publikationsdatum eines vorläufigen Berichts immer noch nicht genau feststeht. Zuvor hatte es geheißen, dass der Bericht Anfang September erscheinen sollte. Der Abschlussbericht soll binnen eines Jahres erscheinen.

Solange es jedoch keine offizielle Erklärung über die Ursachen gibt, haben Gerüchte leichtes Spiel. In der malaysischen englischsprachigen Tageszeitung »New Straits Times« wurde mit Bezug auf US-amerikanische Geheimdienstquellen auch die folgende Erklärung angeboten: Das Flugzeug sei von einer Luft-Luft-Rakete und Maschinengewehrfeuer aus einem ukrainischen Suchoi-25-Kampfjet abgeschossen worden. Das wiederum wird widerlegt mit dem Verweis über die Unkenntnis der Funktionsweise der infrage kommenden Boden-Luft-Rakete vom Typ »Buk«.

Für Verwirrung sorgten auch internationale Medienberichte über ein mutmaßliches Geheimhaltungsabkommen, über das am 10. August ein ukrainischer Staatsanwalt berichtet haben soll. Demzufolge sollen sich die beteiligten Staaten Ukraine, Niederlande, Australien und Malaysia darauf verständigt haben, Ermittlungsergebnisse nur im Einvernehmen zu veröffentlichen.

Klar ist also nur, dass am 17. Juli 298 Menschen ums Leben kamen. Alles weitere ist unklar. Und das ist in einer Hinsicht möglicherweise gar nicht das schlechteste. Denn die Nennung von Tätern würde so oder so den Krieg in der Ukraine und die Spannungen zwischen Russland und dem Westen weiter befeuern.

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