Abendländische Güte
Uwe Kalbe über den Wunsch von Konservativen nach Christenschutz
Mit welcher Anteilnahme die Flüchtlinge aus dem Sindschar-Gebirge in Deutschland rechnen können, zeigt sich in der reflexhaft anlaufenden Asyldebatte. Es ist die uralte, aus den über Jahrzehnte gehätschelten Vorbehalten gespeiste Debatte über gute und schlechte, wahre und falsche, gewollte und ungewollte Flüchtlinge. Sie ist im Falle der Konservativen immer wieder und wohl ohne Aussicht auf Änderung der Spiegel der Befindlichkeiten allein der Disputanten, nicht der Menschen in Not. Selbst für die, die es nach Deutschland geschafft haben, findet sich noch ein Grund für dosierte Empathie. Christen werden als wenigstens irgendwie Gleichgesinnte identifiziert und mit spezieller Zuwendung bedacht.
Selbst in dieser Debatte, die doch angeblich allein vom Bild des Grauens in Syrien diktiert ist, werden immer und immer wieder die abendländischen Befindlichkeiten herausgekramt, als Monokel über die Geschicke Tausender und Abertausender Menschen gehalten - und ein mehr oder weniger ungenierter Schauer der Abneigung ist das gequälte Ergebnis. Selbst die überraschende und gegen alle bisherige Überzeugung vorgebrachte Sympathie für kurdische Kampfverbände kommt nicht ohne die selbstbeschwichtigende Begründung aus, die Kurden seien »westlich« und »gemäßigt« und irgendwie »in unserem Sinne«. Abendland, gute Nacht.
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