Jesidische Tragödie im Norden Iraks

Zehntausende Menschen sind ohne jegliche Versorgung / Türkei deutet militärisches Eingreifen an

  • Jan Keetman
  • Lesedauer: 2 Min.
Angesichts des Vormarsches der Islamisten in Irak sollte am Donnerstagabend eine Dringlichkeitssitzung des UN-Sicherheitsrates stattfinden. Das hatte Frankreich angeregt.

Es ist eine Tragödie, was sich derzeit in Nordirak abspielt. Nach einem Überraschungsangriff der Kämpfer vom Islamischen Staat (IS) sind jesidische Kurden in die Bergregion von Sindschar nahe der syrischen Grenze geflohen. Jetzt ist es in der Region extrem heiß. Tagsüber werden Temperaturen von 50 Grad erreicht.

Versorgungsflüge waren bislang wenig hilfreich. Abgeworfene Wasserbehälter sind beim Auftreffen auf dem Boden geplatzt. Dies bestätigt auf Nachfrage der Vorsitzende des Zentralrates der Jesiden in Deutschland, Telim Tolan. Nach Tolan sind zwischen 40 000 und 50 000 Menschen ohne jede Versorgung.

Syrische Kurden, Mitglieder der türkischen Arbeiterpartei Kurdistans (PKK) sowie Kämpfer der irakischen Kurden, der Peschmerga, versuchen von Norden und von Syrien aus nach Sindschar vorzudringen. Doch IS-Kämpfer binden kurdische Kräfte durch Angriffe an vielen anderen Punkten in Irak und Syrien.

Auf dem Papier haben die Kurden eine veritable Streitmacht. Alleine die Peschmerga der kurdischen Regionalregierung sind dem IS zahlenmäßig weit überlegen. Doch der größte Teil von ihnen ist eine Art Polizei. Beim Angriff auf Sindschar zogen sich diese in Panik zurück. Mittlerweile fliehen Jesiden auch aus Gegenden, die noch unter Kontrolle der Peschmerga sind. Tolan zufolge gibt es Gegenangriffe der Peschmerga bisher nur im Raum Mossul.

Die PKK, die sich weitgehend aus der Türkei nach Irak zurückgezogen hat, schickte Kämpfer und Kämpferinnen, aber es kann sich dabei höchstens um einige hundert handeln. Syrische Kurden haben eingegriffen, müssen aber auch ihr eigenes Gebiet gegen Angriffe des IS schützen.

Vermutlich geleitet von US-amerikanischen oder iranischen Drohnen hat die irakische Luftwaffe ein von IS eingerichtetes »islamisches Gericht« in Mossul angegriffen. 60 Menschen sollen dabei gestorben sein, während angeblich 300 Gefangene der IS aus einem angeschlossenen Gefängnis entkommen konnten. Es gibt mittlerweile etwas wie militärische Kooperation zwischen den Kurden und der Zentralregierung in Bagdad, doch das Bündnis ist brüchig, solange der bei den sunnitischen Irakern verhasste Ministerpräsident Nuri al-Maliki im Amt ist.

Indessen macht sich eine andere Macht in der Region bemerkbar. In der Nacht auf Donnerstag flog zweimal eine große Zahl türkischer Kampfjets über das irakische Kurdengebiet. Man kann das sehr wohl als Drohung auffassen. Obwohl IS eine große Zahl türkischer Bürger als Geiseln gefangenhält und im besetzten türkischen Konsulat in Mosul sein Hauptquartier aufgeschlagen hat, scheinen dessen Kämpfer nicht das Hauptproblem der Regierung in Ankara zu sein. Der Schulterschluss von irakischen und syrischen Kurden und der PKK ist für Ankara dagegen alles andere als eine gute Nachricht.

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