Für Volk, Führer und Vaterland
Rechte Schülerverbindungen laden zur Jahresversammlung nach Berlin
Der Allgemeine Pennälerring (APR) ist der Dachverband von derzeit 13 sehr weit rechts stehenden Schülerverbindungen, die - wie die rund 150 deutschen Schülerverbindungen insgesamt - die Organisationsform der Studentenverbindung für Schüler adaptieren wollen. Sie orientieren sich dabei an den obskuren Trink- und Feierriten sowie am ultrareaktionären Auftreten ihrer studentischen Vorbilder. Der APR fühlt sich speziell den besonders rechtslastigen Burschenschaften verbunden. Er führt zudem sogenannte Säbelmensuren durch: Fechtgänge mit stumpfen Waffen, bei denen der Oberkörper getroffen wird, was schmerzhafte Spuren hinterlässt. Schülerverbindungen gelten als Nachwuchsschmiede der Studentenverbindungen. Sie sind mit deren Seilschaften eng vernetzt und haben daher nicht selten gute Kontakte zu einflussreichen Angehörigen der deutschen Eliten.
Der »Pennälertag« ist die Jahresversammlung des APR, der unverkennbar völkisch orientiert ist. »Jugend unseres Volkes!«, heißt es in einem Auszug aus einem »Geleitheft der konservativen Jugend«, den der Verband vor einigen Jahren auf seine Website stellte: »Breite deine Flügel über unser ew’ges Vaterland und benetze sie mit deinem Schweiß und Blute.« Es schlossen sich Aufforderungen an wie »Achte deine Führer!« oder »Werde Krieger und Arbeiter für Deutschland«. APR-Verbindungen unterhalten zuweilen auch offene Kontakte in die extreme Rechte. So bemühte sich etwa die »Pennale Burschenschaft Chattia Friedberg zu Hamburg« vor einigen Jahren um Nachwuchs bei der NPD. Einer ihrer Alten Herren publizierte im Nordland-Verlag des Neonazis Thorsten Heise einen Band über »Blutzeugen der Bewegung« - Nazis, die vor 1933 umgekommen waren. Anschließend stellte er das Buch bei NPD-Organisationen und Neonazikameradschaften vor.
Überregionale Bedeutung hat vor allem ein Produkt der APR-Verbindung »Pennale Burschenschaft Theodor Körner zu Chemnitz« erlangt: die »Blaue Narzisse«, die - 2004 vom »Pennäler« Felix Menzel als Schülerzeitung gegründet - sich zu einem populären Internetportal der äußersten Rechten entwickelt hat. Sie lässt sich der Tradition der »Jungkonservativen« zuordnen, einer Rechtsaußen-Strömung aus der Weimarer Republik, die dazu beitrug, den Nazis den Weg zu bereiten. Damit steht die »Blaue Narzisse« in einer gewissen Nähe zum Institut für Staatspolitik, das ebenfalls an die »Jungkonservativen« anknüpft. Es hat mehrmals das Haus der Berliner Burschenschaft Gothia als Veranstaltungsort genutzt. Die Milieus sind eng verflochten: Der Pennälerring, die Gothia Berlin, das Institut für Staatspolitik und die Blaue Narzisse beteiligten sich vergangenes Jahr am »zwischentag«, einer Art ultrarechten Kulturmesse in Berlin.
Gothia sorgte bereits im vergangenen Jahr für Schlagzeilen, als bekannt wurde, dass der damalige Staatssekretär für Soziales im Berliner Senat, Michael Büge (CDU), ihr angehört. Es stellte sich heraus, dass die Gothia nicht nur Rechtsaußen-Referenten zu Vorträgen in ihr Haus geladen, sondern dort auch eine »Kleine Deutsche Kunstausstellung« gezeigt hatte. Der »Berliner Zeitung« zufolge waren Werke von NS-Künstlern zu sehen; der Titel war der »Großen Deutschen Kunstausstellung« nachempfunden, die von 1937 bis 1944 jährlich in München gezeigt wurde. Büge musste zurücktreten.
Die Gothia stellt ihre Räumlichkeiten in Berlin-Zehlendorf regelmäßig ihrer Schülerverbindung Iuvenis Gothia zur Verfügung, die auch im Gothia-»Barraum« unter einem alten Straßenschild mit der Aufschrift »Reichssportfeldstraße« feiern darf; diesen Namen hatte die heutige Flatowallee 1936 erhalten. Iuvenis Gothia wiederum gehört dem Allgemeinen Pennälerring an.
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