Badiny unter Verdacht

Polizei ermittelt jetzt auch gegen Restaurantbesitzer

  • Malene Guergen
  • Lesedauer: 3 Min.
Die Polizei ermittelt im Fall eines vermeintlich rechten Übergriffs auf eine Pizzeria jetzt auch gegen den Besitzer. Er soll die Straftat vorgetäuscht haben, seine Unterstützer halten dennoch zu ihm.

Die Polizei ermittelt im Fall der Pizzeria in Friedrichshain, die der Betreiber Hussein Badiny nach eigenen Angaben verwüstet und mit Nazi-Symbolik beschmiert vorgefunden hatte, jetzt auch gegen den Eigner selbst. »Vortäuschung einer Straftat« lautet der Verdacht, sagt Polizeisprecher Stefan Redlich dem »nd«. Am Mittwoch durchsuchte die Polizei die privaten Wohnräume Badinys. Laut Durchsuchungsbeschluss sollte nach Spraydosen sowie Dateien mit rechten Symbolen gesucht werden, die Polizei beschlagnahmte am Ende auch Badinys Laptop. Details zu den Ermittlungen könnten momentan nicht bekanntgegeben werden, sagt die Polizei. Man habe aber »Beweismittel« sichergestellt, so Redlich. Worauf sich der Anfangsverdacht gegen Badiny ergibt, sagt die Polizei dagegen nicht. Es gibt lediglich Gerüchte: Schulden habe Badiny gehabt, sagen Nachbarn, Streit mit dem Vermieter, außerdem seien die Nazi-Schmierereien untypisch ausgeführt worden, heißt es.

»Ein solcher Betrugsversuch passt absolut nicht zu dem Eindruck, den wir aus der täglichen Zusammenarbeit mit Herrn Badiny haben«, sagt Dagmar Albrecht aus der Solidaritätsinitiative, die Badiny seit der Verwüstung seines Lokals vielfältig unterstützt. Natürlich gebe es hier ein »Restrisiko«, dass sich die Verdächtigungen bestätigen, momentan sehe sie dafür aber keine Anhaltspunkte. »Für mich gilt hier ganz klar, dass wir im Zweifel für den Angeklagten sind und ein bloßer Verdacht keine vorschnelle Verurteilung bedeuten darf«, sagt Albrecht. So sieht es auch Canan Bayram, die für die Grünen aus Friedrichshain-Kreuzberg im Abgeordnetenhaus sitzt. Bayram zieht Parallelen: »Gerade wird hier aus meiner Sicht ein Opfer einer rechten Straftat zum Täter gemacht - das erinnert mich deutlich an den NSU-Skandal.«

Die Initiative rät Badiny nun, sich einen Anwalt zu nehmen. Sie ist gespannt auf eine mögliche Akteneinsicht. »Sollte sich herausstellen, dass der Verdacht gegen Herrn Badiny etwas mit mangelnder interkultureller Kompetenz auf Seiten der Polizei oder sogar mit bewusster Diskriminierung zu tun hat, werden wir dazu ganz sicher nicht schweigen«, kündigt Albrecht an.

Badiny hatte sein Lokal nach eigenen Angaben am Morgen des 27. Mais völlig verwüstet vorgefunden, Stühle waren aufgeschlitzt, Küchengeräte zerstört worden, an den Wänden prangten rechte Schmierereien. Über Facebook hatte sich anschließend eine Solidaritätsinitiative zusammengefunden, die bisher ein Nachbarschaftsfest und einen Gutscheinverkauf zur Unterstützung Badinys organisierte. Spenden wollte der 43-Jährige allerdings nicht annehmen. Er sagt: »Da habe ich auch meine Ehre.« Badiny will sobald wie möglich an einem neuen Standort wiedereröffnen. Der Initiative schwebt für die Räume in der Koppenstraße eine zivilgesellschaftliche Zwischennutzung vor, unterstützt wird sie hierbei von der Piratenfraktion.

Für die Initiative ist klar: »Selbst wenn sich herausstellen sollte, dass dieser Vorfall nicht das ist, für das wir ihn halten, würden wir beim nächsten Mal genau so wieder auf die Straße gehen und uns engagieren«, sagt Albrecht. »Denn das ist unsere Pflicht als Bürger - alles andere hieße, den Nazis einen Freibrief auszustellen.«

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