500 Dollar für eine Fahrt in den Tod

  • Emran Feroz
  • Lesedauer: 2 Min.

Laut einem Bericht des US-amerikanischen Wall Street Journals kämpfen in Syrien ausländische Söldner nicht nur auf der Seite der Rebellen, sondern auch auf Seiten der Regierung. 500 US-Dollar sollen die afghanischen Kämpfr pro Monat bekommen. Die Rechnung bezahlt Iran, einer der letzten Verbündeten der Assad-Regierung in der islamischen Welt.

Die Tragödie, die sich zwischen mittellosen Afghanen und der iranischen Regierung abspielt, ist keine neue. Bei den Kämpfern handelt es sich hauptsächlich um Flüchtlinge der Hazara, einer aus Afghanistan stammenden schiitischen Minderheit. In den vergangenen Jahrzehnte suchten viele von ihnen ein besseres Leben im ebenfalls schiitischen Iran. Doch stattdessen fanden sie Diskriminierung und Drangsalierung.

Eine Million afghanische Flüchtlinge sollen in Iran leben. Dort gelten sie als Menschen zweiter Klasse. »Afghani« (Afghane) oder »Afghanizag« (Afghanischer Hund) gehören mittlerweile zu den Standardschimpfwörtern im iranischen Wortschatz. Afghanen dürfen in Iran weder arbeiten, noch Schulen oder Universitäten besuchen. Dafür wäre eine iranische Staatsbürgerschaft nötig. Doch die Praxis zeigt, dass Afghanen wohl eher eine amerikanische Greencard ausgestellt wird als ein iranischer Pass. Was den Flüchtlingen zum Broterwerb bleibt, sind oft nur niedere Tätigkeiten oder Schwarzarbeit.

Man muss dieses System der Unterdrückung kennen, um zu verstehen, wie attraktiv folgendes Angebot für viele Afghanen klingt: 500 US-Doller pro Monat. Aufenthalts- und unbefristete Arbeitserlaubnis. Schulbesuch für die Kinder. Vielleicht sogar die iranische Staatsbürgerschaft. Dies, so das Angebot der iranischen Regierung, erhalten Afghanen, wenn sie sich in Syrien auf Seiten al-Assads verheizen lassen. Die Mehrheit der afghanischen Freischärler besitzt keinerlei Kampferfahrung. Eine Rückkehr ist für die meisten unwahrscheinlich.

Nicht erst das Wall Street Journal hat auf das iranische Söldnerbeschaffungsprogramm aufmerksam gemacht. In Blogs und auf YouTube sammelten Aktivisten seit mindestens einem Jahr Beweise. Doch während oft, gerne und zu Recht auf ausländische Kämpfer aus Katar, Saudi-Arabien oder Tschetschenien, die auf Seiten oppositioneller Milizen kämpfen, aufmerksam gemacht wurde, schweigen Medien einmal mehr zum Schicksal der Afghanen.

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