Leise Sportart will laut protestieren

Schachbund nimmt Streichung der Förderung nicht hin

  • Dagobert Kohlmeyer
  • Lesedauer: 2 Min.
Das Bundesinnenministerium hat die Förderung für den Deutschen Schachbund gestrichen. Schock und Ärger über jährlich fehlende 130 000 Euro reichen vom Präsidium bis zum kleinen Verein.

Im Jahr 2013 warf das Bundesinnenministerium (BMI) überraschend eine Frage auf: Warum sei der Schachsport nach den Richtlinien des 2006 gegründeten DOSB überhaupt noch förderungswürdig? Hier sei das Kriterium der »eigenmotorischen Aktivität« doch nicht erfüllt, oder? Sogleich setzte der Deutsche Schachbund alle sportpolitischen Hebel in Bewegung und versammelte die Landessportbünde und den kompletten Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) hinter sich. Einstimmig entschied die DOSB- Mitgliederversammlung im Dezember, den DSB weiterhin als förderungswürdig einzustufen.

»Niemand hat in den entscheidenden Gremien auch nur ansatzweise in Frage gestellt, dass das Turnierschach als vollwertiger Sport anerkannt wird, was ja auch vom IOC bestätigt wird«, sagt DSB-Präsident Herbert Bastian, muss nun jedoch beklagen, »brutal mit der Realität konfrontiert« worden zu sein. »Wir sind seit Anfang der 50er Jahre Teil der Sportbewegung, Gründungsmitglied des DOSB und bekommen seit 1976 Fördergeld.« Das interessiere das BMI jedoch nicht. Dabei sei die Auslegung, dass beim Schach die eigenmotorische Aktivität fehle, willkürlich und könnte im Vergleich mit anderen, teilweise sogar olympischen Sportarten genauso gut anders ausfallen.

Bastian führte zahlreiche Gespräche mit dem DOSB und dem BMI. Das Ergebnis sei ernüchternd gewesen, da ein großer Teil der erhofften Förderung künftig allenfalls von sportlichen Erfolgen abhängig gemacht werden würde. Doch selbst dieser Strohhalm wurde dem Schachbund nun offenbar entzogen. Bastian war ohnehin klar gewesen, dass solche Erfolge wie der EM-Titel mit der Mannschaft in Griechenland 2011 »nicht beliebig wiederholbar« sind, auch wenn er große Hoffnungen in den Verbandswechsel des ehemaligen Einzeleuropameisters Liviu-Dieter Nisipeanu setzt. Schon im August wird der gebürtige Rumäne das deutsche Team bei der Schacholympiade in Tromsö verstärken.

Gute Verbandsarbeit kostet Geld, das dem Deutschen Schachbund jetzt aber fehlt. »Von der bisherigen Förderung wurden 95 000 Euro für Personalkosten (Bundestrainer und Sportdirektor) sowie 35 000 Euro für die sonstige Förderung des Leistungssports verwendet«, erläutert Michael S. Langer, DSB-Vizepräsident für Finanzen. Die Lücke von 130 000 Euro könne nicht so einfach geschlossen werden. Die Rücklagen des DSB sind offenbar bald aufgebraucht, eine geringe Erhöhung der Mitgliedsbeiträge Anfang des Jahres reiche nicht aus.

Der Schachbund prüft jetzt rechtliche Schritte gegen den Bescheid des BMI. Aber Herbert Bastian sieht in einer juristischen Auseinandersetzung nur das letzte Mittel. »Wir setzen zunächst noch auf den Dialog. In der Schlacht auf den 64 Feldern sind wir es gewohnt, leise zu sein. Aber unsere aktuelle Wut darf man hören!«

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