Medienmogul auf Großeinkauf

Orklagruppe - Unzufriedenheit mit Verhandlungsverlauf

  • Andreas Knudsen
  • Lesedauer: ca. 2.5 Min.
David Montgomery und seine Mecom Group haben zu tun. Sehr viel sogar, denn sie haben nur noch eine Woche Zeit, um 870 Millionen Euro für den Kauf der Mediendivision der norwegischen Orklagruppe zu beschaffen. Gelingt es ihm zusammen mit seiner beratenden Bank, der Deutschen Bank, die Gruppen von Kapitalfonds, die hinter Mecom stehen, davon zu überzeugen, dass der Orklakauf eine profitträchtige Idee ist, stellt die Summe kein Problem dar. Orkla ist die größte Unternehmensgruppe in Norwegen und ist in zahlreichen Branchen engagiert. Dazu gehören u.a. Lebensmittel, Kosmetik, finanzielle Operationen und Medien. Die Mediendivision hat schon seit mehreren Jahren ein unsicheres Dasein innerhalb des Konzerns geführt, da ein uneiniger Vorstand sich nicht entschließen konnte, ob hier weitere Investitionen vorgenommen werden sollen oder ein Ausverkauf stattfinden soll. Ende 2005 wurde der Verkaufsbeschluss gefasst, um sich auf weniger Feldern zu konzentrieren und Kapital zu beschaffen. Orkla hat eine sehr starke Position im heimischen Medienmarkt und gibt neben der führenden Tageszeitung Aftenposten regionale Zeitungen sowie Magazine heraus. In Polen sind es Rzeczpospolita und 13 andere Zeitungen, in Schweden Magazine und Direct Marketing-Aktivitäten, in Deutschland die Internetzeitung Netzzeitung.de und in Dänemark die Berlingske-Gruppe mit mehreren Tages- und zahlreichen Lokalzeitungen. In den vergangenen Jahren hatten alle Medienaktivitäten das gemeinsame Problem, die Orklaforderung nach 15 Prozent jährlichen Gewinnes zu erreichen. Teils musste Orkla nach der Übernahme umfangreiche Investitionen vornehmen, teils kaufte man verlustgebende Zeitungen, die erst getrimmt werden mussten, teils sind die traditionellen gedruckten Medien unter Druck, allerdings nicht durch die steigende Anzahl Fernsehkanäle und das Internet, sondern vor allem durch Gratiszeitungen. Das in Schweden durch die Metrogruppe entwickelte Konzept ist inzwischen in ganz Europa verbreitet und hat einen Teil der Zeitungsleser, und finanziell noch gewichtiger, Reklameeinnahmen an sich gezogen. Der Kampf um die Reklameeinnahmen in Euro, Zloty und Kronen wird in Zukunft noch härter werden und hat dazu beigetragen, dass der Kaufpreis für Orklas Medienaktivitäten während der halbjährigen Verhandlungen um die Hälfte gesunken ist. In den letzten Wochen wurde sowohl in Polen als auch in Dänemark gemeldet, dass ein neuer Zeitungskrieg bevorsteht, bei dem noch mehr Gratiszeitungen herauskommen werden. Für Dänemark wurde beispielsweise angekündigt, ab dem Herbst zwei konkurrierende Gratiszeitungen herauszubringen, die zudem noch landesweit durch Boten in die Hausstände verteilt werden sollen. Die Mitarbeitervertreter im Orklavorstand haben gegen den Verkauf an Montgomery gestimmt. Er hat sich seine Sporen bei den Medienmogulen Rupert Murdoch und Robert Maxwell verdient, bis er den Entschluss fasste, selbst das grosse Geld zu verdienen. Den Ruf eines brutalen Chefs, der jährliche Gewinne von 20 Prozent fordert, hat sich Montgomery hart erarbeitet. Sparrunden, Entlassungen und Einsparungen haben ihm den Bei-namen Rommel eingebracht. Die Nachricht vom Verkauf an seine Mecom Group hat umgehend Mitarbeiterproteste ausgelöst. Politiker und Kommentatoren insbesondere in Norwegen haben den Orklavorstand angeklagt, ausschließlich auf die finanziellen Aspekte des Verkaufs geschaut zu haben und nationale Interessen zu versäumen. Sie fürchten Montgomerys Einfluss auf die öffentliche Debatte in Norwegen un...

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